Zitationsvorschlag für Schlüsseltext: Hornscheidt, Lann (2014): entkomplexisierung von diskriminierungsstrukturen durch intersektionalität.
URL: www.portal-intersektionalität.de
entkomplexisierung von diskriminierungsstrukturen durch intersektionalität
von lann hornscheidt
einleitung
in diesem artikel diskutiere ich, wie intersektionalität als markierung von komplexität in den gender studies, aber auch darüber hinaus, zunehmend im westeuropäischen kontext verwendet wird und wie damit eine ent_wahrnehmung von komplexität ‚früherer‘ ansätze ebenso stattfindet wie eine institutionalisierte und personelle selbstvergewisserung weißer statisierter1 forsch_erinnen, die so ihre position strukturell und inhaltlich über ein konzeptuelles aufrufen von ‚intersektionalität‘ legitimieren und privilegien auf diese form ent_wahrnehmen. ich beginne den artikel mit einer kurzen darstellung eines konstruktivistischen sprachhandlungskonzepts2, welches meinen nachfolgenden analysen zur inhaltlichen füllung, konzipierung und personellen sowie institutionellen wirkung zugrunde liegt. der artikel nimmt die momentane konzeptualisierung und institutionalisierung von intersektionalität in den gender studies in westeuropa zum ausgangspunkt für eine selbstkritische reflexion von wissenspolitiken zu genderismus, rassismus, klassismus und ableismus.
epistemologische grundlage: konstruktivistisches sprachhandlungskonzept
spache ist handlung in meinem verständnis, welches ich als konstruktivistische sprachsicht bezeichne. sprache ist eine handlungsform, mit der konzepte interaktiv zugänglich gemacht werden, mit dem sie konserviert, verselbstständigt, naturalisiert werden. mit sprachlichen handlungen werden bestimmte vorstellungen nahegelegt, andere verunmöglicht, unvorstellbar gemacht3. dies betrifft einzelne begriffe, wie z. b. ‚frau‘ und ‚mann‘, die so unhintergehbare kategorien in ihrer kontinuierlichen verwendung geworden sind, dass es schwierig ist, sich vorzustellen, dass sie das ergebnis machtvoller konstruktionen sind – konstruktionen, die bestimmte menschen zu frauen und andere zu männern machen. sprachlich sich realisierende kategorien (wie ‚frau‘ und ‚mann‘) sind also in meiner konstruktivistischen sprachsicht das ergebnis von sprachlichen konstruktionsprozessen. kategorien sind so gesehen das resultat sprachlicher kategorisierungen. in dem wort kategorisierung ist die sprachhandlung stärker wahrnehmbar als in dem wort kategorie. kategorien wirken vorgängig, als wären sie schon immer da gewesen. mit einer konstruktivistischen sprachsicht kann ich genau dies herausfordern und neu fassen: umso stärker konzepte naturalisiert sind, umso stärker entsteht der eindruck, dass sie ‚einfach da‘ sind, dass sie vor der sprache schon da waren und sprache sie ‚lediglich‘ noch benennen würde. judith butler hat in gender trouble (1990) auf diese dimension der herstellung und naturalisierung gegenderter kategorisierungen hingewiesen. solche formen sprachlich kategorisierender benennungspraktiken sind dabei eine wichtige, aber auch nur eine von vielen ebenen, auf denen sich sprachhandlungen manifestieren. die macht von sprachhandlungen betrifft darüber aber auch die frage, in welchen wortarten was ausgedrückt wird: so werden vorstellungen von und zu identitäten zumeist über substantive ausgedrückt, wie die o.g. frau und mann, die ihnen die idee einer substanz geben also und seltener über verbformen, wie beispielsweise in der form trans_x_en4, oder adjektivformen wie feministisch oder anti-rassistisch, die zugehörigkeiten und politiken eher zu formen von handlungen machen und weniger essentialisieren würden. so ist es nicht zufällig, dass mittlerweile alle entsprechenden studiengänge im deutschsprachigen raum ‚gender studies‘ oder ‚geschlechterstudien‘ heißen, nicht aber ‚anti-sexismus-studien‘ oder ‚feministische studien‘. in dem namen gender studies ist also die kategorisierung gender eingeschrieben und losgelöst von der analytischen und politischen dimension, die sie überhaupt kritisch-reflektierend zu einem gegenstand engagierter forschung macht. die analyse von konstruktionsprozessen, die zur herstellung von genderkategorisierungen führen, ist damit ein optionaler bestandteil einer so verstandenen studien- und forschungsrichtung, nicht aber ihre grundlage. gender als kategorie ist damit optional losgelöst von der politisch-kritischen dimension ihrer reflexion, von feminismus oder anti-genderismus in meiner begrifflichkeit.5
des weiteren äußern sich über sprachhandlungen gemachte konzeptualisierungen in dem stil, mit dem etwas ausgedrückt wird (warum ist dieser text kein gedicht? wie würde er dann eingelesen?) und auch in der frage, welche personen überhaupt zu welchem thema reden können, schreiben können und gehört werden (welchen status haben beispielsweise die personen, die texte zum thema intersektionalität verfassen? welche sozialen positionierungen und inwiefern haben sie diese explizit gemacht? ich schreibe diesen text beispielsweise aus einer weißen positionierung mit einer trans_x_enden ver_ortung und sehe diese dimensionen in meiner feministischen wissensproduktion als zentral an für meine wortungen, konzeptualisierungen, aber auch dafür, dass ich gehör finde in diesem kontext). sprachliche handlungen werden häufig als ‚ledigliches‘ instrument zur darstellung wahrgenommen, nicht aber als eigene handlungsform: ohne sprachliche handlungen gäbe es die diskussionen nicht, die sich zu intersektionalität mündlich wie schriftlich finden, ohne soziale verständigungen darauf, was bedeutung hat und wie bedeutung diskursiv organisiert wird. diese einführenden allgemeineren überlegungen zu sprache als handlung6 wende ich im folgenden konkreter auf konzeptualisierungen von intersektionalität in deutschsprachigen akademischen gender-debatten an. ich versuche deutlich zu machen, dass sich über eine sprachhandlungsanalyse wichtige setzungen dieser debatte aufzeigen lassen. eine solche analyse ist zugleich ein wichtiger ausgangspunkt für veränderte anti-diskriminierende politiken.
interdependente kritiken an intersektionalität als gender studies-konzept
das konzept intersektionalität ist in den deutschsprachigen gender studies in den letzten zehn jahren zu einem unhintergehbaren begriff und modell kritischer forschung geworden. in allen studiengängen der gender studies gibt es module, die so benannt sind, eine unendliche zahl von einführungen in das thema7, sammelbände8, konferenzen9 sowie unzählige haus- und abschlussarbeiten. intersektionalität wird dabei durchgängig als ein wichtiges und als ein (relativ) neues konzept wahrgenommen und vermittelt, welches einen komplexitäts- und erkenntnisgewinn für die deutschsprachigen gender studies gegenüber früheren ansätzen und forschungen bringen würde. intersektionalität wird in diesem kontext so hergestellt, dass dieses machtvoll so wahrgenommene ‚neue‘ konzept für eine kritisch-reflektierende forschung in den gender studies, aber auch darüber hinaus, unabdingbar sei. aus einer transfeministischen aktivistischen sicht will ich hier die frage diskutieren, welche voraussetzungen eine solche sprachliche setzung über eine solche unhinterfragbare begriffsbildung und -verwendung hat, welche machtvolle formen von historisierung und ausschlüssen so hergestellt werden, welche konsequenzen diese narrative nach sich ziehen und wie diese sich sprachlich zeigen bzw. realisieren.
ich befrage also das in den heutigen gender studies im westeuropäischen raum zentral gesetzte konzept intersektionalität mit einer sprachkritischen konstruktivistischen perspektive auf seine präsuppositionen hin – was ist in dieser herstellung von intersektionalität vorausgesetzt und so stark und naturalisiert vorausgesetzt, dass es nicht mehr ansprechbar, benennbar und damit kritisierbar erscheint? – und stelle diese auf diese weise durch mehrere miteinander verbundene thesen gleichzeitig auch in frage.
3.1 intersektionalität vereinfacht komplexe diskriminierungen
diese these mag zunächst paradox erscheinen, da intersektionalität gemeinhin als forschungsperspektive in gender studies-debatten und in seiner institutionalisierung in studiengängen ja gerade als ein komplexitätsgewinn für forschungen (fragestellungen, materialauswahl, methoden) verstanden wird. intersektionale ansätze machen häufig deutlich, dass machtverhältnisse, soziale strukturen oder strukturelle diskriminierungen komplex sind, dass strukturkategorien sich gegenseitig bedingen und nicht monolithisch sind, sondern weiter ausdifferenziert werden müssten. in dieser vorstellung davon, was intersektionalität ist, ist aber gleichzeitig und unhinterfragt implizit die norm aufgerufen und wiederhergestellt, dass es zunächst und dieser komplexität vorgängig getrennte strukturkategorien, macht- und diskriminierungsverhältnisse gäbe. die strukturkategorien werden in der regel universalistisch zentral gesetzt und diese machtvolle setzung gleichzeitig ent_wahrgenommen, wie es beispielsweise in den westeuropäischen gender studies oft der fall ist.10 dabei wird meines erachtens außer acht gelassen, dass diese trennbarkeit abhängig von sozialen positionierungen und erkenntnistheoretischen perspektivierungen ist. so liegt eine solche trennbarkeit beispielsweise für personen nahe – und wird häufig von diesen realisiert –, die diese trennbarkeit als eine eigene lebensrealität haben, d. h. für personen, die in mehrfacher hinsicht auch privilegiert sind.11 anders herum formuliert: auch lange schon vor dem combahee river collective (1977) und kimberley crenshaws rechtswissenschaftlicher formulierung von intersektionalität (1989), auf dessen zentrale rezeption in den westeuropäischen gender studies ich weiter unten noch einmal zurückkomme, gab es politiken und ein wissen darum, dass diskriminierungen komplex sind – es gab vielleicht nicht begriffe wie intersektionalität, die eine trennbarkeit der unterschiedlichen diskriminierungsstrukturen ja erst einmal zur voraussetzung haben, aber es gab politiken und umgangsweisen, in denen diese komplexe verbindung selbstverständlich war – für Schwarze frauen und ihre lebensrealitäten beispielweise, wie nash (2088, 3) es ausdrückt: „myriad feminist scholars have destabilized the notion of a universal ‚woman‘ without explicitly mobilizing the term ‚intersectionality‘, arguing that ‚woman‘ itself is contested and fractured terrain, and that the experience of ‚woman‘ is always constituted by subjects with vastly different insterests. tot hat end, intersectionality has provided a name to a pre-existing theoretical and political commitment.“ es ist absurd anzunehmen, dass Schwarze frauen beispielswiese trennen könnten zwischen diskriminierungen, die sie aufgrund von sexismus/genderismus12 konstituieren und solchen, die sie aufgrund von rassismus konstituieren13. diese diskriminierungsdimensionen sind nicht nur sich gegenseitig bedingend, sondern untrennbar konstitutiv für die diskriminierung von Schwarzen frauen. dies wahrzunehmen, kann zu ausdifferenzierten unterschieden in genderistischen diskriminierungen führen. d.h. genderistische diskriminierung ist nicht jenseits von rassismus, weiße frauen und Schwarze frauen sind unterschiedlich genderistisch diskriminiert. oder dies könnte zu neuen begrifflichkeiten und konzepten führen, die diese interdependenz – die untrennbarkeit dieser nur analytisch trennbaren dimensionen – zum ausgangspunkt nimmt. genderismus ist demnach also immer auch durch rassismus konstituiert, durch rassismus differenziert und es gibt also nicht den einen umfassenden, alle frauen meinenden genderismus. die starke konventionalisierung von kategorien, die diese trennbarkeit aber konzeptuell aufrufen – genderismus/sexismus, rassismus, ableismus, klassismus –, legt im alltäglichen und wissenschaftlichen sprachgebrauch und den damit verbundenen konzeptualisierungen eine trennbarkeit dieser diskriminierungsdimensionen nahe. dies wiederum hat sich so stark verselbstständigt, dass es zu der herausbildung von gender studies im westeuropäischen raum geführt hat, in denen fragen von rassismus und ableismus beispielsweise erst mit starker zeitlicher verzögerung und als optionale addition betrachtet werden.
der begriff und das wissenschaftliche konzept intersektionalität ist damit in meiner interpretation bereits eine begriffliche re_aktion auf eine privilegierte wissensproduktion, die eine trennbarkeit von diskriminierungsdimensionen annehmen kann. intersektionalität als konzept behauptet dann auf der grundlage dieser entkomplexisierungen von diskriminierungsdimensionen eine größere vielschichtigkeit. das konzept intersektionalität ist aus meiner sicht damit also eine zumindest teilprivilegierte und heute in und durch gender studies stark institutionalisierte normsetzung einer möglichkeit, diskriminierungsdimensionen zu trennen und sie dann als getrennt aufzufassen. intersektionalität ist damit also ein konzept, welches die hegemoniale übermächtige anrufung einer solchen trennbarkeit von diskriminierungsdimensionen annimmt, um sie dann produktiv-politisch und strategisch durch die einführung des konzepts zu wenden. der rahmen aber wird damit als weiß ableisiert hegemonial ungebrochen re_produziert – der rahmen ist nicht mehr hinterfragbar und damit auch die weiße ableisierte äußerungsposition weiter legitimiert.
intersektionalitätsansätze sind also in einer paradox anmutenden form zugleich auch entkomplexisierungen von struktureller diskriminierung: intersektionalität kann nur ein komplexitätsgewinn für forschungen, politiken und perspektiven sein, die nicht eine interdependente diskriminierungssituation als ausgangspunkt genommen haben oder verstehen.14 das herstellen von intersektionalität als ‚neuer‘ oder ‚zusätzlicher‘ komplexität oder verkomplexisierung von, im falle von gender studies, der kategorie gender beispielsweise ist mit einem interdependenten ausgangspunkt damit eine ent_komplexisierte handlung und modellbildung, die eine ent_komplexisierte normsetzung als unhinterfragbaren ausgangspunkt impliziert. diese ent_komplexisierte normsetzung wird durch eine fokussierung auf intersektionalität als komplexitätsgewinn dann machtvoll bestätigt. in der momentanen deutschsprachigen feministischen forschung wird intersektionalität weitestgehend und grundsätzlich als ein solcher komplexitätsgewinn, als eine stärkere berücksichtigung unterschiedlicher sozialer kategorien neben geschlecht oder geschlechterverhältnissen dargestellt.
3.2 intersektionalität als entpositionierte akademisierte wissensproduktion
den letzten punkt noch einmal andersherum formuliert: was war oder ist gender studies ohne intersektionalität? was findet in den modulen von studiengängen der gender studies statt, die nicht unter dem label intersektionalität laufen? was bedeutet es für die publikationen, die intersektionalität nicht im titel führen? sind sie selbstverständlich intersektional? oder welche vorstellung von gender oder gar genderismus wird in ihnen vertreten?
darüber hinausgehend eröffnet sich für mich hier die frage, ob nicht die hegemoniale institutionalisierte konstruktion von gender in studiengängen wie gender studies eine implizit und umso machtvollere normherstellung von einer weißen ableisierten vorstellung von gender ist, die dann durch und mit intersektionalität optional und partiell teilkontextualisiert wird?
die debatte um intersektionalität zeigt die entpositionierung derjenigen, die intersektionalität als konzept hypen und_oder verwenden. intersektionalität als konzept und modell in den gender studies wird in der regel von (teil)privilegierten forschungspositionen aus, wie von meiner eigenen weißen ableisierten genderistisch diskriminierten positionierung, als konzept stark gemacht und positiv bewertet. von positionierungen aus, die konstituiert durch die komplexität struktureller diskriminierungen sind und diese sozialen positionierungen in kritische ver_ortungen15 über_setzen, ist intersektionalität hingegen ein absurdes konzept bzw. zeigt die in dem konzept implizierte normalität einer ent_komplexisierten normsetzung zu strukturellen diskriminierungen. das heißt, intersektionalität als positives ‚neues‘ konzept verstärkt die ent_komplexisierte norm. eine mögliche andere erzählung wäre es, intersektionalität zum beispiel so darzustellen: intersektionalität ist keine grundsätzliche erweiterung einer sozialkritischen perspektive von gender um mehrere weitere kategorien in der forschung, die parallel oder gleichzeitig oder verbunden berücksichtigt werden (müssen), sondern ist aus_druck der weiteren entnannten normsetzung einer weißen statisierten forschungspositionierung. dies ist die einzige positionierung, die weiterhin von einem universalistischen konzept gender ausgeht, welches dann situativ und kontextuell manchmal um weitere diskriminierungsdimensionen oder -kategorien ergänzt wird. die untrennbare verbindung der forschungsposition und der theoretischen und analytischen modelle ist in der begriffsbildung sowie in ihrer institutionalisierung deutlich.
3.3 intersektionalität als entnannte weiße statisierte normsetzung zu gender, als rezentrierung einer weißen ableisierten statisierten norm zu frauisierung
intersektionalität ist in dieser lesart dann ein akademisch privilegierter, strategischer versuch, eine komplexe gesellschaftliche realität struktureller interdependenter diskriminierungen, die durch große teile vor allem weißer statisierter ableisierter akademisierter feministischer forschung im deutschsprachigen raum in den letzten 40 jahren mehr oder weniger systematisch vereinfacht worden sind, durch eine monolithisierung der kategorie ‚frau‘ (und ‚mann‘), als auch eine ent_wahrnehmung struktureller diskriminierungen16 gegenüber einer setzung sozialer kategorien, jetzt als theoretischen und methodologischen und damit auch politischen komplexitätsgewinn zu verstehen. dies ist es heute auch gegenüber einer jahrzehntelangen feministischen forschung und politik, die die interdependenzen von genderismus mit rassismus und ableismus zugunsten einer einheitlichkeit einer kategorie ‚frauen‘ ignoriert hat und auf diese weise eine weiße ableisierte normalvorstellung von ‚frau‘ und weiblichkeit massiv in ihrer universalisierenden entnennung gefördert hat, damit rassistisch und ableistisch war und in dem konzept der ag einleitung (2011) auch nicht feministisch. in publikationen wie moraga/anzaldúa (1981), hooks (1981), lorde (1984), combahee river collective (1977) ist die interdependenz von rassismus und sexismus, teilweise auch ableismus ausgangspunkt und nicht erweiterung eines zuvor monolithischen konzepts von sexismus (bzw. noch verkürzter: von ‚frauen‘ und ‚männern‘). sexismus als trennbar von rassismus, klassismus und ableismus ist nur denkbar aus einer (teil)privilegierten weißen ableisierten akademischen perspektive, die die immer vorhandene komplexe verzahnung von genderismus und rassismus und ableismus ent_wahrnimmt zugunsten einer weißen ableisierten normsetzung. durch und mit intersektionalität wird also letztendlich die entnannte weiße ableisierte normsetzung immer noch einmal neu wieder aufgerufen und manifestiert. rassismus und ableismus werden auf diese weise, ebenso wie klassismus und migratismus17 zu aspekten, die optional mit genderismus/sexismus zusammengehen, die nicht notwendigerweise immer auch genderismus konstituieren – egal in welchem zusammenhang, mit welcher fragestellung, welchem erkenntnisinteresse und unter welchem ansatz. auch in die andere richtung bedeutet das für mich, dass die vorstellung, ableismus sei beispielsweise ein diskriminierungsverhältnis, welches genderübergreifend oder genderunabhängig fungiere, eine genderistische vorannahme ist, die über entgenderungen funktioniert. auch in vorstellungen, konzeptualisierungen und widerstandsstrategien zu ableismus sind genderistische präsuppositionen aufgerufen und kontinuierlich machtvoll und häufig ent_erwähnt realisiert.
in bezug auf gender studies hat eine entnannte weiße ableisierte akademisierte statisierte forschungs- und erkenntnisposition das nahezu alleinige rederecht, sodass diese positionierung als die feministische position im deutschsprachigen gender studies-kontext weitgehend ‚universalisiert‘ worden ist, für die dann intersektionale ansätze ein komplexitätsgewinn darstellen und als komplexität selbst gefeiert werden, wodurch die zuvor entkomplexisierte eigene positionierung und forschung als ‚normaler‘ und unhinterfragbarer ausgangspunkt hergestellt wird. dieser komplexitätsgewinn basiert also auf einer norm- und normalsetzung von einer universalisierten weißen ableisierten statisierten vorstellung von gender, die auf diese weise – auch in und durch ein ‚feiern‘ von intersektionalität – wieder noch einmal als grundlegend bestätigt wird. hier zeigt sich also in der form der narration bereits die eingeschriebene und entnannte18 soziale positionierung, die sich auf diese weise wieder re_produziert – eine paradoxe situation, wo es doch eigentlich mit intersektionalität darum geht, wissensproduktionen zu struktureller diskriminierung auszudifferenzieren –, wozu auch die verknüpfung von sozialen positionierungen der wissensproduktionen mit ebendiesen gehört! diese ausdifferenzierung findet aber in und durch intersektionalitätsforschung vor allem für diskriminierte subjekte und subjektpositionen statt, weiterhin aber nur sehr eingeschränkt für privilegierte. „intersectional literature has excluded an examination of identites that are imagined as either wholly or even partially privileged, although those identites, like all identites, are always constituted by the intersections of multiple vectors of power.“ (nash 2008: 10)
wie wäre es – entgegen des forschungsmodells von gängigen intersektionalitätsansätzen – , von einer möglichst großen komplexität auszugehen, von der am stärksten diskriminierten hegemonial hergestellten positionierung, wie dean spade (2011) es als ausgangspunkt seiner überlegungen macht? also eine disableisierte Schwarze oder PoC trans_xte person zum maß eigener forschungen und politiken zu nehmen und sich von dieser position ausgehend politiken, analysefragen und forschungen zu überlegen und nicht andersherum, von einer (teil)privilegierten norm als universell, zentral und für alle diskriminierten positionierungen stehend auszugehen, die dann theoretisch durch partielle einbeziehung als trennbar hergestellter weiterer diskriminierungsfaktoren verkomplexisiert wird.
3.4 intersektionalität als entlokalisierte und entsituierte wissensproduktion
intersektionalität wird in den momentanen deutschsprachigen gender studies vor allem als eine errungenschaft Schwarzer femin_istinnen aus den usa historisiert und genealogisiert. diese darstellung ist eine einseitig strategische aus der oben genannten entpositionierten weißen ableisierten positionierung, die sich auf diese weise eine strategische historisierung schafft. der deutschsprachige bezug auf vor allem us-amerikanische debatten Schwarzer feministinnen hat und führt zu drei effekten: zum einen einer vereinfachung komplexer und vielschichtiger debatten von Schwarzen und PoC-feministinnen in unterschiedlichen geopolitischen räumen; durch die ausschließliche bezugnahme auf ‚ausgewählte‘ einzelne us-amerikanische stimmen führt dies zum anderen zu einer möglichen hinterfragung der übertragbarkeit auf den deutschen kontext; der dritte effekt ist die ent_wahrnehmung von interdependenten anti-genderistischen ansätzen im deutschsprachigen raum19.
mit der fast ausschließlichen bezugnahme auf ein konzept intersektionalität, das vor allem aus dem us-amerikanischen raum nach deutschland gekommen sei – und deshalb u. a. auch immer wieder daraufhin befragt werden müsse, inwiefern es auf deutsche verhältnisse und situationen übertragen werden könne –, wird zugleich auch die vielfältigkeit von deutschsprachigen stimmen zu fragen interdependenter diskriminierungen innerhalb der aktuellen gender studies – noch einmal und erneut – ignoriert. es gab/gibt eine sogenannte prololesbenfrauenbewegung in den 70er jahren20, eine antipsychiatrie-lesbenfrauenbewegung in dieser zeit, Schwarze und jüdische frauenlesbentreffen und auch veröffentlichungen21; frühe nummern der zeitschrift feministische beiträge zur theorie und praxis, die zeitschriften ihrsinn, lesbenstich und dokumentationen von lesbenfrühlingstreffen aus den 80er jahren, um einige beispiele zu nennen. es gibt gruppen und ngos migratisierter durch genderismus diskriminierter personen, trans-PoC-communities, kulturelle und politische veranstaltungen, die dieser vielschichtigkeit und ausdifferenzierung wörtlich wie auch im übertragenen sinne raum geben. diese unterschiedlichen aktivitäten und vernetzungen haben auch schon vor 40 jahren und dies bis heute in feministische, vor allem weiße statisierte und akademisierte mainstream-debatten mit einer infragestellung dieser weißen statisierten ableisierten mittelschichts-feministischen norm interveniert – was ich als ein unglaublich starkes investment in eine umfassendere anti-genderistische bewegung verstehe – und sind doch gleichzeitig und ganz grundlegend weitgehend akademisch (wie auch in vielen ngos) ignoriert, rausgeschrieben und personell nicht für forschungspositionen berücksichtigt worden.
damit einhergehend ist es auch zu einer ent_wahrnehmung in der akademisierten statisierten gender studies-institutionalisierung von einer vielschichtigkeit unterschiedlicher wissensproduktionen gekommen, die sich nicht in wissenschaftlichen publikationen erschöpfen: demonstrationen für politische rechte, (soli)feste, kulturveranstaltungen, diskussionsrunden, vernetzungstreffen und alle diese formen von politischen wissensproduktionen sind wenig archiviert und als ‚wichtig‘ befunden worden – oder werden maximal als zu beforschendes material zu objekten einer sich darüberstellenden forschung degradiert. die ausschlüsse von unterschiedlichen personengruppen für fragen öffentlicher diskussionen zu diskriminierung verläuft also u. a. auch darüber, welche ausdrucksformen gehört und als was wahrgenommen, welche ignoriert und entwertet werden. auch dies ist eine wichtige ebene von sprachhandlungen, wie ich schon zu beginn dieses artikels angesprochen habe. das heißt, in der bezugnahme auf vor allem einzelne us-amerikanische Schwarze feminis_tinnen für die frage der konzeptualisierung von intersektionalität für feministische forschung und politiken im deutschsprachigen raum findet ein komplexer, dann so vielleicht zu nennender ‚intersektionaler ausschluss‘, eine umfassende ent_erwähnung22, entkomplexisierung und ent_wahrnehmung statt. auf diese weise wird dann auch häufig eine problematik der über_setzung von den als stellvertretend und repräsentativ hergestellten konzepten aus dem us-amerikanischen raum auf ‚deutsche verhältnisse‘ postuliert.
3.5 intersektionalität führt zu einer entinstitutionalisierung vielfältiger, durch strukturelle diskriminierung konstituierter positionerungen
wären schon seit jahrzehnten und würden die stimmen Schwarzer und PoC und disableisierter femin_istinnen heute gehört werden – nicht als einzelne, sondern in ihrer vielschichtigkeit, widersprüchlichkeit und ohne sie auf ihre stellvertretung als Schwarze oder PoC oder disableisierte stimmen zu begrenzen –, würden diese stimmen also hörbar sein in den rahmen, die hörbarkeit herstellen in akademischen milieus, wären und würden damit dann auch positionen anders besetzt worden, studiengänge anders formuliert worden (die dann nicht additiv um intersektionalitätsmodule ergänzt werden, beispielsweise unter beibehaltung universalisierender entnannt weißer ableisierter statisierter konzepte zu feminismus oder ‚frauen‘), dann hätte es ein konzept wie intersektionalität vielleicht nie gegeben und vielleicht auch ‚gender studies‘ nicht, sondern so etwas wie anti-diskriminierungs studies vielleicht. dann würden andere forschungs- und politikfragen gestellt, wie beispielsweise nach den coalitions unterschiedlicher bewegungen gegen diskriminierungen, nach der konstruktiven politischen arbeit mit differenzen beispielsweise. dann hätten sich methodiken und methodologien anders verändert, könnten unterschiedlich positionierte personen für sich selbst sprechen und handeln und nicht einverleibter teil einer pseudo-neutralen wissenschaftlichen forschung werden, die diese als material objektifiziert und abgetrennt ist von jeglicher politischer bewegung, für die sie darüber hinaus auch schon lange nicht mehr verständlich ist.
intersektionalität ist absurd als ‚neues‘ konzept, wenn die komplexität struktureller diskriminierung die ausgangssituation der erkenntnisperspektive und der fragestellung sowie der kritischen ver_ortung der forschenden ist23. intersektionalitätshypes in der forschung sind also auf einer ebene auch eine strategie weißer statisierter ableisierter mittelschichts-forschender personen, partiell auf einer theoretischen, methodischen ebene und sehr viel weniger auf einer konkreten personellen und finanziellen ebene andere stimmen mit einzubeziehen und so das umfassendere teilen von konzeptuellem und konkreten personellem/institutionellem space – eine wichtige und interdependente ebene anti-diskriminierender politiken – zu entmöglichen.24 dies führt häufig, wie nash (2008 8f.) betont zu einer prototypisierung Schwarzer femin_istinnen als ‚die anderen‘, wodurch eine unhinterfragte weiße entnannte wissensposition sich noch einmal bestätigt: „the problems with a theoretical reliance on black women’s experiences are two-fold. first, while seeking to underscore problems of exclusion within feminist and anti-racist theory, black women are treated as a unitary and monolithic entity. that is, differences between black women, including class and sexuality, are obscured in the service of presenting ‘black women’ as a category that opposes both ‘whites’ and ‘black men’. […] second […] intersectionality recycles black feminism without demonstrating what new tools it brings to black feminism to help it faschion a more complex theory of identity.”
eine umfassendere interdependente politik würde bedeuten, nicht nur anders positionierte genderistisch diskriminierte positionierungen ein stückweit zu zitieren – und auf diese weise einzuverleiben25, wo und wie es gerade so passt, dass die eigenen machtinteressen nicht gefährdet, die eigenen normalisierungen dazu, wie was veröffentlicht wird usw., nicht herausgefordert werden –, sondern stattdessen ihnen zuzuhören, die möglichkeit eröffnen, dass andere für sich selber sprechen mit allem, was dazugehört: den unwägbarkeiten neuer frage- und themenstellungen, neuer methoden und methodologien, neuer genre- und lehrformen26 und eben auch neuer studiengänge mit veränderten konzepten zu struktureller diskriminierung und neuen schwerpunktsetzungen. aktives zuhören, welches ich hier als konzept gegenüber schlichtem physischem zuhören im sinne von ‚mal nichts sagen‘ vorschlage, bedeutet auch, sich neue umfassende und wirksame mittel zu strukturellen personellen veränderungen zu überlegen und diese veränderungen zuzulassen und macht abzugeben, auch in der frage von stellenbesetzungen und inhaltlich-konzeptuellen veränderungen. auch in gender studies sind bestimmte gendervorstellungen und -konzepte universalisierend. ella shohat und robert stam fragen: „who gets to speak on behalf of the universal? who are its caretakers and regulators? who gets relegated to the merely ‚particular‘?“ 27
die kritik, die gender studies an hegemonialen akademischen wissensbildungen geübt haben – an (entnannten weißen) männern –, müssen diese also auch auf sich selbst und ihre eigenen machtvollen universalisierungen anwenden. solange aber intersektionalitätsansätze vornehmlich von weißen ableisierten statisierten forsch_erinnen betrieben werden, sind sie damit gleichzeitig doch immer auch strategische und machtvolle entpositionierungen von (teil)privilegierten forschenden – und auf diese weise erneute universalisierungen weißer ableisierter statisierter positionierungen als autoritäten in öffentlich wahrnehmbaren forschungsprozessen zu diskriminierung. dieser punkt wird von bobby noble für die frage der konzeptualisierung von trans in women’s bzw. gender studies formuliert:
„women’s studies, on its own, is embedded inside the capitalist and colonial educational corporate complex, and without a clear sense of its own historical production, it too duplicates the master’s house (the problematic of modernity’s temporalities and identity formation as its effect).”28
auch im anschluss an ag einleitung (2011) und meine diskussionen in hornscheidt (2012) ist für gender studies hier zu fragen, inwiefern auch nur bestimmte konzepte von gender überhaupt eingang finden in westeuropäische gender studies und inwiefern eine interdependente wahrnehmung komplexer genderungen in und durch gender studies wahrnehmbar ist.29 oder noch mal anders und weitergehend formuliert: inwiefern ist in gender studies als grundlage bereits eine entdependierende entkomplexisierung von strukturellen machtverhältnissen und diskriminierung eingeschrieben?
eine weitere wichtige dimension dessen, was durch eine kanonisierung einer bestimmten vorstellung von intersektionalität in den gender studies geschieht, ist die herstellung einer unhintergehbaren position und autorität in allen fragen – und damit einhergehend auch eine implizite hierarchisierung unterschiedlicher analytisch getrennter diskriminierungsverhältnisse. weder critical disability studies noch anti-rassismus als transdisziplinäres feld hat sich in deutschland und schweden wie in weiten teilen des westeuropäischen raums bisher nennenswert in akademischen institutionen manifestieren, in studiengängen umsetzen und durch konkrete stellen materialisieren können. der fokus finanzieller und auch konzeptueller aufmerksamkeit geht stattdessen weitgehend in gender studies, die sich mit einem konzept von intersektionalität andere kritische ver_ortungen und politische ausgangspunkte für forschung so partiell und optional strategisch einverleiben und damit gleichzeitig aber auch machtvoll kontrollieren. eine theoretische ausdifferenzierung geht hier ganz grundlegend mit einer verstetigung von privilegierten positionierungen in der akademie einher. kritik daran wird abgewehrt durch die üblichen argumentationsstrategien, die von einer negativen emotionalisierung derjenigen reichen, die diese kritik vorbringen bis zu einer argumentation, dass die strukturen ja nun einmal so seien und deswegen nichts verändert werden könne. gerade letztere argumentation erscheint mir fast wie ein hohn im rahmen von gender studies, die ja nun gerade einmal angetreten waren, um strukturen infragezustellen und zu verändern.30
3.6 intersektionalität als verwissenschaftlichung und entpolitisierende vertheoretisierte ausdifferenzierung politischer kämpfe
mit dem letzten argument zusammenhängend und noch einmal deutlich darüber hinausgehend kann eine verwissenschaftlichung von intersektionalität als ein theoretisierender ansatz zu multiplen formen der unterdrückung (combahee river collective 1977) verstanden werden und zu einer weitgehenden ablösung akademisierter wissensproduktion von politischen kämpfen führen. jedoch argumentieren bassichis, lee und spade:
„stonewall teaches us, our movements didn’t start out in the courtroom [or at universities; anm. d. autox] but in the streets! informing both the strategies of our movements as well as our everyday decisions about how we live our lives and form our relationships, these radical politics offer queer communities and movements a way out of the murderous politics that are masked as invitations to ‚inclusion‘ and ‚equality‘.”31
die komplexität, die über intersektionalität wissenschaftlich und rational hergestellt wird, führt auch häufig zu einer immer größeren ausdifferenzierung, die unterschiedliche communities, die gegen strukturelle diskriminierungen arbeiten, in opposition zueinander bringen, statt sich als teile gemeinsamer sozialer bewegungen gegen strukturelle diskriminierungen verstehen zu können. dies bringen bassichis et al. (2013) mit der neoliberalisierung von politiken und subjektvorstellungen zusammen:
„perhaps one of the most painful features of this period has been the separating of oppressed communities and movements from one another. even though our communities are all overlapping and our struggles for liberation are fundamental linked, the ‚divide and conquer‘ strategy of the ‚new world order‘ has taught us to think of our identities and struggles as separate and competing.”32
ich frage mich an diesem punkt, inwiefern die mittlerweile gängige politik von gender studies, teil des akademischen systems zu sein und zu glauben, dieses ‚von innen‘ verändern zu können, auch zu einer entpolitisierung von gender studies beigetragen hat und beiträgt sowie zu einer separierung von den kämpfen und personen, mit denen auch gender studies mal weit jenseits der institution universität angefangen haben. intersektionalitätsansätze sind in dieser kritischen sichtweise dann zusätzlich dazu eine weitere form der legitimierung des eigenen politisch weitgehend losgelösten arbeitens und der einverleibung unterschiedlicher kritischer stimmen in eine institutionelle praxis, die von ihren grundlagen her diesen politiken genau entgegensteht.
ein weiterer wichtiger aspekt hiervon, der gerade in und durch die akademisierung von intersektionalitätsdebatten von politischer relevanz ist, ist die umkehrung der wissensautorisierungen33, die dadurch und damit gerade stattfinden: so geht es jetzt vielfach darum, intersektionalitätsansätze so zu über_setzen, dass sie anwendbar seien jenseits akademischer theorie, sie ‚runterzubrechen‘ und ‚verständlich/er zu vermitteln‘ – wodurch eine implizite gleichzeitige herkunftslogik von intersektionalität als akademisches konzept begründet wird. auf diese weise wird die politische basis von gender studies ent_genealogisiert und akademische gender studies zum ausgangspunkt kritisch-reflektierter bewegungen gemacht, die von diesem akademischen diskurs profitieren könnten. es findet also eine paradoxe einverleibung von intersektionalen politiken in und durch akademische wissensbildung statt mit einer gleichzeitigen ent_wahrnehmung dieser herkünfte und quellen, um sie im zweiten schritt als notwendig für politiken zu begreifen und sie auf diese weise zu legitimieren. es geht hier also nicht nur um eine ent_wahrnehmung und eine abkoppelung von akademischer wissensbildung zu diskriminierung von den eigenen politischen vernetzungen, sondern gleichzeitig auch um eine autorisierung dieser wissensproduktion als notwendig für ebendiese politischen bewegungen.
3.7 intersektionalität als machtvoll (pseudo-)ent-diszipliniertes rechtswissenschaftliches subjekt- und diskriminierungsverständnis34
intersektionalitätsansätze in ihrer bezugnahme auf crenshaw’s intersektionalitätskonzept sind zudem auch ent-disziplinierungen eines rechtswissenschaftlichen konzepts und damit gleichzeitig ent_wahrnehmungen von strukturellen diskriminierungen zugunsten einer beschränkung auf kategorien und faktorenanalysen. mit ent_disziplinierung meine ich hier eine doppelte bewegung: zum einen die nicht mehr als disziplinär rechtswissenschaftlich gebundene verwendung des konzepts intersektionalität und damit zusammenhängend die ‚disziplin-losigkeit‘, die loslösung des konzepts und auch des verantwortungsvollen umgangs mit diesem in wissenschaftlichen kontexten.35 die kontinuierliche bezugnahme auf crenshaw als ausgangspunkt für umfassende und disziplinen übergreifende modelle und ansätze zu intersektionalität in den deutschsprachigen gender studies36 ist in dieser weise nahezu klassisch mittlerweile. es setzt ein juristisches subjektverständnis, was crenshaw’s artikel zugrunde liegt, weit über diesen artikel und seine unhinterfragte relevanz für das feld der rechtspolitiken, für das sie es diskutiert, als unhinterfragte norm. ein bestimmtes, nicht mehr hinterfragbares rechtswissenschaftlich fundiertes subjekt-, rechts- und auch diskriminierungsverständnis findet auf diese weise eingang in vielfache unterschiedliche disziplinäre, inter- und transdisziplinäre forschungen und theoretisierungen. recht an sich hat jedoch ein subjekt- und auch diskriminierungsverständnis, welches in mehrfacher hinsicht aus einer feministischen perspektive bereits kritikwürdig ist. so wird in deutschen rechtsnormen und -vorstellungen von einem autonomen individuum ausgegangen und von sozialen kategorien als kennzeichen von individuen – nicht aber von strukturellen diskriminierungen, die dann in einem zweiten schritt personen als individuen und als mit identitäten konstituieren. darüber hinaus geht recht als system von einer gewissen neutralität des staates aus und verunmöglicht ganz grundlegend eine rechtliche belangung des staates als diskriminierend.37 diese grundlegende ebene, die in gesellschaftliche vorstellungen von recht fundamental eingeschrieben ist, wird in der übernahme von crenshaw’s modell von intersektionalität als universeller ent_disziplinierter ausgangspunkt von feministischer intersektionalitätsforschung ent_wahrgenommen. auf diese weise wird ein juristisches subjektverständnis – sowie auch ein stark personifiziertes, intentional geprägtes diskriminierungsverständnis38 – zum nicht länger disziplinär gebundenen, sondern allgemeingültigen ausgangspunkt für auch sozial- und kulturwissenschaftliche ansätze in den gender studies in der frage nach der wirkweise und konstituierung von diskriminierung genommen. eine konsequenz dieser situation ist eine häufig zu findende fokussierung auf soziale kategorien oder identitätskategorien, eine kontinuierliche bezugnahme auf ‚frauen‘ und ‚männer‘ als vorgängige kategorien, die dann weiter ausdifferenziert werden müssten (als Schwarze frauen und männer, weiße frauen und männer beispielsweise), die aber als kategorien an sich nicht infrage stehen und vielmehr vorgängige markierungen von subjekten sind, die mit dieser markierung dann diskriminierung durch andere subjekte oder personengruppen ausgesetzt sind.39 auch ausgehend von einer kritischen trans_x_enden perspektive ist dies relevant. so formuliert noble:
„if trans as critical mobilities across or as undoing of categorical terrain (again, not to be reduced to the clinical transsexual body) accomplishes its work, especially in women’s studies, then the universality and territorialization of the term ‚woman‘ should be problematized somehow, beyond the additive and tokenistic practice that includes writing ‚women and trans people‘ but making no consequential conceptual, curricular, epistemological nomenclatures or modifications day-to-day- modus operandi transformations of practice. […] doesn’t the gender-panicked imperative to ‚remember the women‘ mark an unequivocal gender fundamentalism, where such fundamentalisms themselves – not unlike those of nationalism, military-state, white-supremacist, or christian, to name only a few – function to ground a feminist imaginary and its methodology of social, moral, and biological coercive normalization? […] trans entities have always been present inside feminist spaces; to make a claim to the contrary would be to fly in the face of at least thirty years of writing and debate about the presence of trans bodies ‚on the front line‘. the degree to which those trans entities remain located within or dislocated from actively renarrated pasts as well as academic and disciplinary communities and their nomenclatures is precisely the stake to be won or lost.”40
mit einem konstruktivistischen sprachverständnis wird es hingegen möglich, machtvolle wortartensetzungen zu hinterfragen. durch die verselbstständlichte verwendung von substantiven, die immer auch gesellschaftlich als substanz eingelesen werden, wie es bei benennungen wie ‚women‘, ‚gender‘, ‚trans‘ der fall ist, werden diskriminierungen so zu identitären substanzen von individuen (‚ich bin frau‘). benennungen durch adjektive oder verben hingegen, wie feministisch, trans_x_en, to dyke_trans würden sehr viel stärker diese essentialisierenden identitätszuschreibungen herausfordern und hinterfragbar machen: wie wäre es beispielsweise, die gleichen fragen ausgehend von strukturellen diskriminierungen zu stellen und nicht die kategorien, die bereits ein manifester effekt dieser diskriminierungen sind, als ausgangspunkt zu nehmen? hier wäre also weiter zu fragen, inwiefern gerade crenshaw’s ansatz, der von einem rechtssystem ausgeht, in dem soziale kategorien vorgängig sind und getrennt benannt und behandelt werden – was für rechtliche konzeptualisierungen und im rahmen rechtlicher subjektverständnisse durchaus großen sinn macht –, inwiefern also gerade dieser ansatz besonders gut geeignet war, intersektionalität als ansatz und konzept in einer weißen ableisierten gender studies-landschaft zu hypen, ohne wirklich inhaltlich und personell eigene weiße ableisierte forschungspositionen und das eigene wissensproduktionsverständnis herausfordern zu müssen. eine häufig zu findende argumentation41, dass intersektionalität als konzept das rennen gegenüber anderen konzepten gemacht habe, da es zugleich anschaulich wie auch abstrakt sei, ergänze ich also um die frage, inwiefern das konzept eben genau in debatten und herrschaftsverhältnisse passte, da es bestimmte vorstellungen genau nicht herausgefordert hat – wie herrschende subjektverständnisse, wie vorstellungen dazu, wie und wo diskriminierungen, soziale ungleichheit verortet werden können, welche rolle eine verbindung sozialer positionierungen der forschenden mit ihrer forschung haben und welche konsequenzen dies dann also für politiken haben kann und muss.
„for those working on critical race and coloniality, moreover, a ‚point of view‘ is not a merley subjective issue of psychology; it is a social/epistemological vantage point within social space and historical time.“ (stam/shohat 2012: 112)
das bedeutet, dass die forschende positionierung in den gender studies sich auch ‚intersektional‘ ausdifferenzieren muss und entsprechende konsequenzen in wissensbildungen auf positionierungen, autorisierungen und legitimierungen möglich machen muss, will sie mehr als eine entpolitisierte institutionalisierte hegemoniale vereinnahmung sein.
3.8 intersektionalität entdifferenziert genderismus und naturalisiert so zweigenderung
intersektionalitätsansätze machen gleichzeitig, wie schon mehrmals in diesem artikel angedeutet, auch eine differenzierung innerhalb dieser monolithisierten strukturellen diskriminierungsformen genderismus – rassismus – ableismus – klassismus weniger wahrnehmbar. die differenzierung ist durch intersektionalität zwischen diese formen oder in der regel zwischen die als vorgängig hergestellten selbsterklärenden kategorien gelegt, nicht aber mehr innerhalb von diesen in einer doppelten weise: da sie sowieso intersektional sind mit- und zueinander, aber auch weil es dringend notwendig ist, diese strukturellen diskriminierungsformen weiter auszudifferenzieren in realisierungsformen, die selbst wiederum interdependent sind und unterschiedliche soziale positionierungen konstituieren.42 in feminismus schreiben lernen (2011) hat die ag einleitung eine ausdifferenzierung von sexismus in unterschiedliche realisierungsformen vorgeschlagen, die ich in feministische w_orte (hornscheidt 2012) weiter ausdifferenziert und noch stärker interdependiert habe. auf diese weise soll einer entkomplexisierung von genderismus durch eine reduzierung auf einzelne aspekte wie vornehmlich androgenderung unter naturalisierung anderer realisierungsstrategien von genderismus entgegengewirkt werden. intersektionalitätsansätze in ihrer fokussierung auf die komplexisierung von gender durch race und class entfokussieren u. a. diese genderistischen ausdifferenzierungen. in dem artikel von knapp (2013) beispielsweise werden ‚frauen‘ und ‚männer‘ als ausgangspunkt genommen und zweigenderung mit wenigen ausnahmen (immer dann, wenn es um queer geht und ein damit einhergehendes vages sexualitätsverständnis) als fokus und norm von feministischen analysen gesetzt. eine wahrnehmung einer infragestellung von zwangszweigenderung durch beispielsweise trans_x_ende konzepte wird so entfokussiert oder sogar unvorstellbar.
„despite our best scholarly and epistemological efforts, the power relations that characterize any historically embedded society and social formation are never as transparently clear as the names we give to them imply. power, social formations, and something gordon identifies as complex personhood will always exist in excess of our nominalisms. as such, what remains excluded, unnamed, and nonreckoned with haunts as a present absence of trans bodies with histories in excess of a binarized gender truth regime.” (noble 2012, 54)
eine fokussierung auf intersektionalität führt also gleichzeitig zu einer ent_wahrnehmung von vielschichtigen verkomplexisierungen in der forschung, wie sie in ‚feminismus schreiben lernen‘ als eine ausdifferenzierung von sexismus bzw. genderismus in andro-, zwei-, repro-, cis-, hetero- und kategorialgenderung vorgeschlagen worden sind und von spade (2011) beispielsweise in der fokussierung auf trans_xte positionierungen umgesetzt wird.
die in hornscheidt (2012) diskutierte kritische ver_ortung als trans_x_t hinterfragt die naturalisierte normsetzung einer vorgängigen zweigenderung. trans_x_ing ist eine handlungsform, die gender entzweit, die ent_zweigendernd ist. in diskussionen um intersektionalität wird zweigenderung jedoch jeweils als unhintergehbare norm gesetzt und dann additiv zusammengebracht mit race-kategorisierungen, ableisierungs-kategorisierungen und manchmal auch sexualität (in form von queeren oder heteronormativitätskritischen ansätzen). in allen diesen fällen aber bleibt zweigenderung bestehen als norm und modell. vielleicht sogar ist zweigenderung in dem frequenten anrufen von intersektionalität umso stärker noch einmal bestätigt, da der fokus sich auf eine ausdifferenzierung von zweigenderung richtet, zweigenderung an sich aber dadurch in seiner eigenen naturalisierung entfokussiert wird.
re-positionierungen und re-komplexisierungen in den gender studies – intersektionalitätskritische impulse43
meine sprachhandlungsfokussierte analyse zu intersektionalität als konzept kritisiert also setzungen, die in der verwendung des konzepts re_produziert werden und präsupponiert sind, ganz grundlegend. was also schlage ich vor, statt intersektionalität als additives modell in den gender studies zu verwenden und zu promoten? welche möglichen aktivistischen und visionären konsequenzen könnte diese analyse haben? oder: von welcher vision ausgehend formuliere ich meine selbstreflexive kritik hier als eine professx in gender studies in deutschland?
meine kritik basiert auf mehreren überlegungen und selbstreflexionen wie auch einem begehren nach neuen formen von politischer anti-diskriminierender handlungsfähigkeit. die infragestellung des konzepts intersektionalität in den gender studies als akademischem wissensproduktionsort ist gleichzeitig auch eine öffnung hin zu einer differenziertheit von perspektiven und wahrnehmungsmöglichkeiten, eine infragestellung von gegeben genommenen fokussierungen des wissenschaftlichen arbeitens und handelns in und durch universitäre gender studies, eine frage nach den zielsetzungen, visionen zu gesellschaftlichen veränderungen, politik und communities sowie zu vernetzungen und ausrichtungen von forschungen. ich beginne diese abschließenden vorstellungen mit möglichen veränderungen in den gender studies und schließe den artikel mit über die gender studies hinausgehenden veränderungsvisionen ab.
ein erster schritt könnte eine größere ausdifferenzierung unterschiedlicher ansätze zu intersektionalität in den gender studies sein. das von walgenbach et al. (2012 [2007]) erarbeitete modell von interdependenz anstelle von intersektionalität nimmt seinen ausgangspunkt in der komplexität struktureller diskriminierung, die nur analytisch in verschiedene diskriminierungsverhältnisse aufgeschlüsselt werden kann. ich halte es gemäß meiner ausführungen in diesem artikel nicht für zufällig, dass ein solches konzept, welches von einer komplexität ausgeht und sie nicht als zielpunkt sieht, sich nur sehr viel weniger in den gender studies und darüber hinausgehenden forschungen hat etablieren können, da dies eine größere herausforderung für epistemologien, fragestellungen und forschungsentscheidungen wäre. nichtsdestotrotz sehe ich es weiterhin als eine wichtige möglichkeit für eine selbstreflexivere kritische forschung auch in den gender studies an.44
in einer historisierenden gender studies-forschung wäre es zudem eine produktive möglichkeit, neue formen von genealogisierungen von intersektionalität und interdependenzen zu schaffen. dies könnte zu einer neufassung dessen führen, was die norm ist, und was dann davon abweicht oder ergänzend gemacht wird; ein genaueres hinhören zu in der forschung marginalisierten stimmen, zu neuen konzepten, zu nicht-wissenschaftlichen genres (nicht als untersuchungsmaterial, sondern als expertx), zu anderen formen politischer wissensproduktion wie theaterproduktionen, filmreihen und performanceabenden könnte zu einer veränderung der zugangsweisen zu diskriminierung führen und zudem auch akademische wissensproduktionen herausfordern und verändern.
dies würde zusammengehen mit einer neu-kontextualisierung von intersektionalitäts- und interdependenzansätzen unter der frage ihrer genealogisierungen und historisierungen sowie unter der frage, welche sozialen positionierungen dadurch sprechen können, welche nicht, welche autorisierungen und legitimierungen auf diese weise entstehen. intersektionalität muss also meines erachtens kritisch betrachtet werden im hinblick auf die normierungen, die in einem hypen des ansatzes passieren – und auf diese weise wiederum vielfältige ausschlüsse schaffen und bestimmte diskurspositionen über die ausschlüsse anderer oder sogar über ihre undenkbarkeit legitimieren.
werden in forschungen und theoretisierungen zu intersektionalität monolithisierte kategorisierungen zum ausgangspunkt genommen, so ist es notwendig, durchgängig zu reflektieren, wie interdependenz von struktureller diskriminierung auch zu einer komplexen situation struktureller privilegierungen führen kann. diese müssen immer berücksichtigt werden und nicht nur zusätzlich zu einer sich dann gleichzeitig wieder herstellenden entnannten norm. es gibt keine gender studies-thematik, keine fragestellung und keinen modulinhalt, der nicht interdependierend betrachtet werden kann und auch muss. eine nicht-interdependierende betrachtung verstehe ich als entkomplexisierung und damit auch als eine re_produktion von privilegierten normsetzungen. ein extra-modul zu intersektionalität in studiengängigen impliziert also, dass intersektionalität eine option der betrachtung wäre und es ist zu fragen, welche universalisierungen und entdifferenzierungen von struktureller diskriminierung ansonsten dann die forschungen und studienmodule bestimmen.
eine anwendung von interdependierenden strukturellen diskriminierungen nicht nur auf die forschung, sondern auch auf die eigene positionierung der forschenden – und die ableitung von verantwortungsvollen handlungen daraus – ist ein weiterer meines erachtens dringend notwendiger schritt: was kann ich fragen und beforschen? was ist übergriffig, mich selbst neutralisierend? wie und wo höre ich welchen mit welcher positionierung zu? wie können alle für sich selbst sprechen? das heißt, inwiefern bedeutet ein interdependierendes handeln ein anwenden von inhalten auch auf die eigenen politiken, ver_ortungen, institutionalisierungen – und nicht nur auf die formulierung von modulen und leselisten?
dies geht zusammen mit einer stärkeren selbstreflexiven auseinandersetzung in und mit und durch gender studies, die vielleicht in mehreren schritten zu konzeptuellen veränderungen (anti-genderismus statt gender studies) und grundlegenderen veränderungen (anti-diskriminierungs- statt gender studies) führen könnte und die sich gleichzeitig auf verschiedenen ebenen realisieren muss: inhaltlich, personell, konzeptuell, epistemologisch, politisch.
ein weiterer wichtiger aspekt wäre hier die aktive arbeit an strukturellen veränderungen, was beispielsweise personalstrukturen in den gender studies betrifft – und also aufzuhören, sich auf die unveränderbarkeit von strukturen zurückzuziehen. diese forderung geht einher mit einer klar kritisch ver_orteten forschungshaltung, die ich an anderer stelle als betroffenheitskontrollierte forschung 45 bezeichne und die ich als eine dringend notwendige veränderung der hochproblematischen universalisierung neutraler forschungspositionen verstehe.
damit zusammenhängend steht für mich auch zur debatte, was eigentlich zielsetzung von akademisierten wissensproduktionen ist und sein kann: geht es darum, ‚die‘ akademie zu verändern? geht es darum, eine bestimmte form von wissen politisch sich kritisch ver_ortenden communities zugänglich zu machen? was ist das ziel mit welchen formen von positionierten wissensproduktionen? wie sinnvoll ist es, wissen so zu formulieren und zu produzieren, dass die politischen (intersektionalen!) communities, für die es politisch sinnvoll sein könnte, davon schon lange nicht mehr profitieren können, wenn sie lediglich als forschungsmaterial für abstrahierende ideen fungieren, ohne noch jenseits der akademie überhaupt politische effekte haben zu können? meine vision wäre also eine fortlaufende und grundsätzliche reflexion im eigenen politischen arbeiten, eine reflexion dazu für wex und was wissenschaft sinnvoll und politisch notwendig ist und die offenheit, auf vielen verschiedenen ebenen konsequenzen herbeizuführen. meine vision könnte zum beispiel sein, dass es ein trans_x_endes community-haus mit verschiedenen projekten gibt, daneben ein haus für Schwarze und PoCs, eines für disableisierte usw., mit brücken und übergängen, weiter ausdifferenzierten kleineren und größeren räumen, mit gemeinsamen treffen und einzelnen aktionen, mit fenstern und abschließbaren räumen, mit parties und kreativen produktionen, neuen worten und neuen konzeptualisierungen, mit rückzugsräumen und begegnungsflächen, mit raum zur selbstsorge46 und zum gemeinsamen kümmern. und wissenschaft? reflektierende analysen könnten in meiner vision ein teil dieser verschiedenen häuser von jeweils unterschiedlich positionierten personengruppen sein, auch jeweils mit immer wieder neuen wechselnden verbindungen, zusammenarbeiten und differenzierungen. wissenschaftliche analysen könnten so dann ein teil politischer veränderungsbewegungen, politischer kritischer ver_ortungen sein, situiert in soziale politische bewegungen als teil davon. oder, wie bassichis et al. (2013) es in bezug auf interdependente transpolitiken gegen staatliche gewalt in form von u. a. gefängnissen ausdrücken:
„impossibility may very well be our only possibility. what would it mean to embrace, rather than shy away from the impossiblity of our ways of living as well as our political visions? what would it mean to desire a future that we can’t even imagine but that we are told couldn’t ever exist? we see the abolition of policing, prisons, jails, and detention not strictly as a narrow answer to ‚imprisonment‘ and the abuses that occur within prisons, but also as a challenge to the rule of poverty, violence, racism, alienation, and disconnection that we face every day. abolition is not just about closing the doors to violent institutions, but also about building up and recovering institutions and practices and relationships that nurture wholeness, selfdetermination and transformation. abolition is not some distant future but something we create in every moment when we say no to the traps of empire and yes to the nourishing possibilities dreamed of and practiced by our ancestors and friends. every time we insist on accessible and affirming healthcare, safe and quality education, meaningful and secure employment, loving and healing relationships, and being our full and whole selves, we are doing abolition. abolition is about breaking down things that oppress and building up things that nourish. abolition is the practice of transformation in the here and now and the ever after.”47
diese vision unterscheidet sich klar von den aktuellen tendenzen des arbeitens und der institutionalisierung in und durch gender studies. und diese vision ist für mich gleichzeitig ausgangspunkt und unabgeschlossene selbstkritische überlegung dazu, was ich gerade eigentlich mache.
danksagung:
danke, lisa oppenländer, ngubia emily kuria und anna-lin karl, für das lesen und kommentieren des artikels, welches zu wichtigen verdeutlichungen und veränderungen geführt hat. danke, steff urgast für literaturrecherche und formatierung. danke an katharina walgenbach für diskussion und kommentierungen.
anmerkungen
1 statisierung ist ein konzept einer weißen pseudosäkularisierten, häufig androgegenderten, ableisierten und damit umfassend privilegierten positionierung in westeuropäischen gesellschaften. durch die begrifflichkeit statisierung soll die komplexität einer solchen privilegierten positionierung zum ausdruck gebracht werden. vgl. nduka-agwu, adibeli; hornscheidt, lann (hrsg.) (2010): rassismus auf gut deutsch: ein kritisches nachschlagewerk zu rassistischen sprachhandlungen. frankfurt a.m.: brandes & apsel; hornscheidt, lann (2011): anmerkungen zu aktuellen konzeptualisierungen von deutscher statisierung über religiosisierungen, genderungen und feministischen vereinnahmungen. in: auga, ulrike; bruns, claudia; dornhof, dorothea; jähnert, gabriele (hrsg.): dämonen, vamps und hysterikerinnen. geschlechter- und rassenfigurationen in wissen, medien und alltag um 1900. festschrift für christina von braun. bielefeld: transcript. s. 145-160. statisierung steht damit auch in gewisser opposition zu migratisierung und das damit verbundene machtverhältnis migratismus. dazu: tudor, alyosxa (2010): rassismus und migratismus: die relevanz einer kritischen differenzierung. in: nduka-agwu, adibeli; hornscheidt, lann (hrsg.): rassismus auf gut deutsch: ein kritisches nachschlagewerk zu rassistischen sprachhandlungen. frankfurt a.m.: brandes & apsel. s. 396-420.
2 für eine ausführlichere darstellung, vgl. hornscheidt, lann (2006): die sprachliche benennung von personen aus konstruktivistischer sicht. genderspezifizierung und ihre diskursive verhandlung im heutigen schwedisch. berlin, new york: de gruyter; hornscheidt, lann (2012): feministische w_orte. ein lern-, denk- und handlungsbuch zu sprache und diskriminierung, gender studies und feministischer linguistik. frankfurt a.m.: brandes & apsel; hornscheidt, lann; landqvist, mats (2013, im erscheinen): sprak och diskriminering. stockholm: studentlitteratur.
3 für eine ausführlichere darstellung, vgl. hornscheidt 2012.
4 trans_x_en ist ein konzept, von ja’n sammla und mir im rahmen des projekts xart splitta (www.xartsplitta.net) geprägt, um eine durch genderismus interdependent hergestellte diskriminierte positionierung empowernd zu benennen. die verwendung der verbform unterstützt die idee, dass kritische ver_ortungen sich über handlungen herstellen und nicht vorgängig sind und also keine identitätskategorien (vgl. für soziale positionierung und kritische ver_ortung: tudor, alyosxa (2011): feminismus w_orten lernen. praktiken kritischer ver_ortung in feministischen wissensproduktionen. in: ak feministische sprachpraxis (hrsg.): feminismus schreiben lernen. frankfurt a.m.: brandes & apsel. s. 57-99; hornscheidt 2012 für die verwendung von verb- und adjektivformen als handlungsausdruck kritischer ver_ortung.); vgl. www.xartsplitta.net für weitere charakterisierungen des konzepts trans_x_en; vgl. auch kapitel 3.7 dieses artikels. in diesem artikel benutze ich die x-form zur bezugnahme auf personen, um zweigegenderte wahrnehmungen herauszufordern. so schreibe ich professx statt professorIn oder professo_rin.
5 genderismus ist ein umfassenderes konzept als sexismus und basiert auf verschiedenen anti-genderistischen realisierungsstrategien, die neben androgenderung auch zwei-, hetera-, cis-, repro- und kategorialgenderung umfassen. um die im deutschen irreführende bezugnahme von sexismus auf sexualität zu vermeiden und die komplexität von anti-genderistischen handlungen besser ausdrücken zu können, benutze ich im anschluss an ‚feminismus schreiben lernen‘ (2011) die begrifflichkeit genderismus.
6 sehr viel ausführlicher dazu hornscheidt 2012.
7 vgl. dazu u. a. winker, gabriele; nina degele (2009): intersektionalität. zur analyse gesellschaftlicher ungleichheiten. bielefeld: transcript; knapp, gudrun-axeli (2008): ‚intersectionality‘ – ein neues paradigma dergeschlechterforschung? in: casale, rita; rendtorff, barbara (hrsg.): was kommt nach der genderforschung? Zur zukunft der feministischen theoriebidlung. bielefeld: transcript. s. 33-53.
8 vgl. z. b. lutz, helma; herrera vivar, maria teresa; supik, linda (hrgs.) (2010): fokus intersektionalität. bewegungen und verortungen eines vielschichtigen konzeptes. wiesbaden: vs verlag.
9 u. a. internationale konferenz ‚celebrating intersectionality? debates on a multi-faceted concept in gender studies‘ (22./23. januar 2009, johann wolfgang goethe-universität frankfurt a.m.). dazu: www.cgc.uni-frankfurt.de/intersectionality/index.shtml. (23.7.2013)
10 danke, lisa oppenländer, für eine klare und explizite formulierung dieses punktes.
11 dies ist ein anderer aspekt als die reflektierte – und häufig überlebensnotwendige – trennung von diskriminierungskategorien aus diskriminierter positionierung, um sich beispielsweise communities und politiken schaffen zu können, die häufig eine dimension fokussieren und ent_wahrnehmungen anderer. diese notwendigkeit zu einer politischen trennung in der bezugnahme ist meines erachtens häufig, aber auch wiederum durch entkomplexisierende setzungen überhaupt erst möglich: ein nicht-so-wichtig-nehmen von genderistischen strukturen in anti-ableistischen kontexten beispielsweise. aus einem interdependenten ansatz, wie ich ihn weiter unten vorstelle, ist diese vorstellung von trennbarkeit bereits teil eines problems bzw. konstitutiv für hegemoniale setzungen und auf diese weise auch die begrenzungen von interdependenten vorstellungen zu diskriminierungen wie auch politiken dagegen: es gibt keinen genderismus, der nicht auch durch rassismus konstituiert ist beispielsweise – die idee, es könnte die eine diskrimierung ohne die andere geben, ent_wahrnimmt ihre komplexe gegenseitige konstituierung. danke, lisa oppenländer, für eine ausführliche kommentierung in und zu diesem punkt, der mich zu diesen weitergehenden reflexionen gebracht hat.
12 für die begriffsverwendung genderismus zum ersetzen von sexismus, vgl. hornscheidt 2012.
13 vgl. kilomba, grada (2008): plantation memories. episodes of everyday racism. münster: unrast; collins, patricia hill (2000): Black feminist thought. knowledge, consciousness, and the politics of empowerment. new york, london: routledge; hooks, bell (1981): ain’t i a woman. Black women and feminism. cambridge: south end press.
14 vgl. walgenbach, katharina (2012 [2007]): gender als interdependente kategorie. in: walgenbach, katharina; dietze, gabriele; hornscheidt, lann; palm, kerstin (hrsg.): gender als interdependente kategorie. neue perspektiven auf intersektionalität, diversität und heterogenität. leverkusen: budrich. s. 23-65; hornscheidt 2012.
15 vgl. tudor 2011; erel, umut; haritaworn, jin; gutiérrez rodríguez, encarnación; klesse, christian (2008): on the depoliticisation of intersectionality talk. conceptualising multiple oppressions in critical sexuality studies. in: kuntsman, adi (hrsg.): out of place: interrogating silences in queerness/raciality. york: raw nerve books. s. 265-292; gutiérrez rodríguez, encarnación (2011): intersektionalität oder: wie nicht über rassismus sprechen? in: hess, sabine; langreiter, nicola; timm, elisabeth (hrsg.): intersektionalität revisited: empirische, theoretische und methodische erkundungen. bielefeld: transcript. S. 77-100; haritaworn, jin (2007): (no) fucking difference? eine kritik an “heteronormativität” am beispiel von thailändischsein. in: hartmann, jutta; klesse, christian; wagenknecht, peter; fritzsche, bettina; hackmann, kristina (hrsg.): heteronormativität. empirische studien zu geschlecht, sexualitat und macht. wiesbaden: vs verlag. s.269-289.
16 genauer zu genderismus_rassismus: ag einleitung (2011): feminismus. in: ak feministische sprachpraxis (hrsg.): feminismus schreiben lernen. frankfurt a.m.: brandes & apsel. s. 12-56; hornscheidt 2012.
17 vgl. tudor 2011.
18 für das konzept der entnennung als aktive sprachliche handlung einer nicht-benennung, vgl. hornscheidt, lann; nduka-agwu, adibeli (2010): der zusammenhang zwischen rassismus und sprache. in: nduka-agwu, adibeli; hornscheidt, lann (hrsg.): rassismus auf gut deutsch: ein kritisches nachschlagewerk zu rassistischen sprachhandlungen. frankfurt a.m.: brandes & apsel. s. 11-49.
19 eine wichtige ausnahme, die eine andere genealogisierung versucht, ist walgenbach 2007.
20 vgl. roßhart, julia (im erscheinen): anti-klassistische interventionen in der frauenlesben-bewegung der 1980er/1990er jahre; knupp-rabe, anna (1993): für manche sind es brüche, für uns aufbrüche. die geschichte einer berliner prololesbengruppe. in: hügel, ika; lange, chris; ayim, may; bubeck, ilona; aktaş, gülşen; schultz, dagmar (hrsg.): entfernte verbindungen. rassismus antisemitismus klassenunterdrückung. berlin: orlanda; gitti, erna; lynda, gabi (1989): prololesben. in: burgmüller, monika; probst, sabine; schmidt, evamaria (hrgs.): dokumentation der 2. & 3. berliner lesbenwoche 1986 und 1987. berlin: selbstverlag. danke, julia, für diskussionen zu diesem punkt!
21 vgl. u.a. hügel, ika; lange, chris; ayim, may; bubeck, ilona; aktaş, gülşen; schultz, dagmar (1993): entfernte verbindungen. rassismus antisemitismus klassenunterdrückung. berlin: orlanda; oguntoye, katharina; opitz, may; schultz, dagmar (hrsg.) (1986): farbe bekennen. afro-deutsche frauen auf den spuren ihrer geschichte. berlin: orlanda.
22 für das konzept ent_erwähnung, vgl. lockward, alanna (2010): diaspora. in: nduka-agwu, adibeli; hornscheidt, lann (hrsg.): rassismus auf gut deutsch: ein kritisches nachschlagewerk zu rassistischen sprachhandlungen. frankfurt a.m.: brandes & apsel. s. 56-71.
23 vgl. auch nash (2008).
24 vgl. haritaworn, jin (2005): am anfang war audre lorde. weißsein und machtvermeidung in der queeren ursprungsgeschichte. in: femina politica, jg. 14, h. 1. S. 23-36.
25 ella shohat weist darauf hin, dass die zitierung Schwarzer feminis_tinnen durch weiße femi_nistinnen immer nach denselben nennungen von drei herausgehobenen namen erfolgt – und damit dann abgedeckt ist – und auf diese weise auch eine generalisierung und verkürzung unterschiedlicher Schwarzer und PoC-feministischer positionen stattfindet – eine weitere ebene einer machtvollen entkomplexisierenden setzung in forschungen. vgl. shohat, ella (1998): introduction. in: shohat, ella (hrsg.): talking visions: multicultural feminism in a transnational age. cambridge: mit press. s. 1-63.
26 vgl. hooks, bell (1994): teaching to transgress: education as the practice of freedom. new york, london: routledge.; kilomba 2008.
27 stam, robert; shohat, ella (2012): race in translation: culture wars around the postcolonial atlantic. london, new york: new york university press.
28 noble, bobby (2012): trans. panic. some thoughts toward a theory of feminist fundamentalism. in: enke, anne (hrsg.): transfeminist perspectives in and beyond transgender and gender studies. philadelphia: temple university press. s. 52.
29 vgl. noble 2012; bihanji, nael (2013): trans/scriptions: homing desires, (trans)sexual citizenship and racialized bodies. in: stryker, susan; aizura, aren (hrsg.): the transgender studies reader 2. new york: routledge. s. 512-526. für die rassistischen normsetzungen in transstudies in und außerhalb von gender studies. inwiefern trans als teil von gender studies verstanden wird, ist ein weiteres großes diskussionsfeld zu der frage der hegemonialisierung und normierung von gender studies. thanks, eliza steinbock, for ongoing discussions on this point!
30 ausführlicher zu diesen immer wiederkehrenden argumentationen: ahmed, sara (2012): speaking about racism. in: ahmed, sara (hrsg.): on being included. racism and diversity in institutional life. durham, london: duke university press. S. 141-172. ahmed macht hier deutlich, wie diversity als konzept eingang gefunden hat in institutionen, und damit einhergehend diskriminierte personen, die anti-diskriminierende veränderungen wünschen, als problematisch hergestellt werden, da ja doch bereits diversity-konzepte in der institution gelten würden. diese analyse ist meines erachtens hervorragend auf die momentanen abwehrstrategien zu strukturellen veränderungen in den gender studies an der humboldt-universität zu berlin (hu berlin) beispielsweise übertragbar.
31 bassichis, morgan; lee, alexander; spade, dean (2013): building an abolitionist trans & queer movement with everything we’ve got. in: stanley, eric; smith, nat (hrsg.): captive genders: trans embodiment and the prison industrial complex. oakland: ak press. S. 28.
32 bassichis et al. 2013: 27.
33 zu diesen überlegungen bin ich inspiriert durch ein paper von cash hauke im rahmen eines ma-colloquiums in den gender studies der hu-berlin im ws 2013/2014. danke, cash, für das teilen von überlegungen zu politischen problematiken von intersektionalität im rahmen des colloquiums.
34 unter diskriminierungsverständnis fasse ich sowohl diskriminierung als auch privilegierung. beides sind aspekte, die zu einer diskriminierung führen und untrennbar voneinander sind. nicht nur diskriminierungen konstitutieren also individuen und subjektvorstellungen, sondern ebenso privilegierungen. vgl. hornscheidt 2012. danke, katharina walgenbach, für einen hinweis dies hier expliziter zu machen.
35 für das konzept der ent_disziplinierung, vgl. ag sprache 2011.
36 vgl. z. b. knapp, gudrun-axeli (2013): Zur Bestimmung und Abgrenzung von „Intersektionalität“. Überlegungen zu Interferenzen von „Geschlecht”, „Klasse” und anderen Kategorien sozialer Teilung. Erwägen – Wissen – Ethik.
37 vgl. hierzu auch spade, dean (2011): normal life: administrative violence, critical trans politics and the limits of law. cambridge: south end press.
38 für eine ausführlichere diskussion hierzu, vgl. hornscheidt 2012.
39 für eine konstruktivistische kritik, vgl. auch wright, michelle m. (2004): becoming Black. creating identity in the african diaspora. durham: duke university press books.
40 noble 2012: 50f.
41 vgl. z. b. knapp 2013.
42 vgl. erel, umut; haritaworn, jin; gutiérrez rodríguez, encarnación; klesse, christian (2007): intersektionalitat oder simultaneität?! zur verschränkung und gleichzeitigkeit mehrfacher machtverhältnisse – eine einführung. in: hartmann, jutta; klesse, christian; wagenknecht, peter; fritzsche, bettina; hackmann, kristina (hrsg.): heteronormativität. empirische studien zu geschlecht, sexualitat und macht. wiesbaden: vs verlag. s.239-250.
43 danke, lisa oppenländer, für den vorschlag für diese wunderbare kapitelüberschrift!
44 dass katharina walgenbach, die den interdependenz-ansatz federführend mitformuliert hat, sich von dem begriff verabschiedet hat zugunsten einer verwendung von intersektionalität (siehe z. b. die webseite intersektionalität), spricht in diesem zusammenhang für sich.
45 vgl. hornscheidt, lann (2014, im erscheinen): betroffenheitskontrolliertes forschen als politische handlung.
46 vgl. haritaworn, jin (2012): viel zu viel und längst nicht genug: Queer-of-Color-politiken und nachhaltige communities. freitext nr. 20. s. 46.
47 bassichis et al. 2013: 36f.
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über dix autox:
prof. dr. lann hornscheidt ist professx für gender studies und sprachanalyse am zentrum für transdisziplinäre geschlechterstudien der humboldt-universität zu berlin, gastprofessx in finnland, schweden und österreich sowie in transfeministischen projekten aktiv (u.a. ak feministische sprachpraxis, xart splitta e.v.). arbeitsschwerpunkte: analysen von diskriminierung und privilegierungen, intersektionalität/interdependenzen, feministische sprach_handlung.
publikationen u.a.:
nduka-agwu, adibeli; hornscheidt, lann (hrsg.) (2010): rassismus auf gut deutsch: ein kritisches nachschlagewerk zu rassistischen sprachhandlungen. frankfurt a.m.: brandes & apsel.
hornscheidt, lann (2011) (hrsg.): schimpfwörter – beschimpfungen – pejorisierungen. wie in sprache macht und identitäten verhandelt werden. Frankfurt a.m.: brandes & apsel.
hornscheidt, lann (2012): feministische w_orte. ein lern-, denk- und handlungsbuch zu sprache und diskriminierung, gender studies und feministischer linguistik. frankfurt a.m.: brandes & apsel.
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