Praxisprojekt
Tübinger Initiative für Mädchenarbeit - TIMA e.V.
Organisation/Träger: Tübinger Initiative für Mädchenarbeit - TIMA e.V.
Schlagworte: Diskriminierungsformen/soziale Kategorien (Zeichen reduzieren) Gender, Sexismus, Beratung, Gewaltprävention, Mädchenarbeit, Essstörungen
Zielgruppe: Mädchen, junge Frauen, Eltern, Fachkräfte und andere Multiplikatoren/innen, sowie Schulklassen und andere Gruppen von Kindern und Jugendlichen
Kurzbeschreibung:
Die TIMA e.V. wurde 1989 von engagierten Frauen gegründet, die ein gemeinsames Anliegen verband: sich für die Interessen von Mädchen und für deren Schutz einzusetzen, Mädchen in ihrem Selbstwert und ihrem Selbstbestimmungsrecht zu stärken und sexueller Abwertung und Gewalt entgegen zu wirken.
Heute unterhält TIMA e.V. in Tübingen zwei Fachstellen im Frauenprojektehaus:
- die Fachstelle mädchenstärkende Gewaltprävention
- die Präventions- und Beratungsstelle bei Essstörungen - Lebenshunger
Die Angebote von TIMA e.V. richten sich an Mädchen und junge Frauen, Eltern, Fachkräfte und andere Multiplikatoren/innen, sowie an Schulklassen und andere Gruppen von Kindern und Jugendlichen.
Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Jungen- und Männerarbeit "PfunzKerle e.V.". Dies versteht TIMA e.V. als zeitgemäße Weiterentwicklung geschlechter- sensibler Jugendarbeit.
Projektzeitraum: Fortlaufend
Kontaktadresse: TIMA e.V. Tübinger Initiative für Mädchenarbeit, Weberstraße 8 (im Frauenprojektehaus), 72070 Tübingen. Telefon: 07071/763006, Fax: 07071/770974, E-Mail: team[at]tima-ev.de
Links: www.tima-ev.de
Ausführlichere Informationen sind als pdf zu folgenden Fortbildungen erhältlich:
Methoden in der Gewaltprävention: www.tima-ev.de/img/FBGewaltpraevention.pdf
Mobbing in der Schule erkennen und entgegen wirken: www.tima-ev.de/img/FBMobbing.pdf
Peer-Unterstützung bei häuslicher Gewalt (3 FB-Blöcken): www.tima-ev.de/img/fbpeerhg2012.pdf
Ausführlichere Projektdarstellung:
In der Weiterentwicklung der praktischen Arbeit hat TIMA e.V. stets die sich wandelnde Lebenssituation von Mädchen im Blick, greift ihre aktuellen Themen und Fragen auf und setzt sie in pädagogische Konzepte um. Damit will TIMA e.V. Mädchen in ihrem Selbstwert und ihrem Selbstbestimmungsrecht stärken und Abwertung und Gewalt entgegenwirken. Nach wie vor ist es das Ziel von TIMA e.V., auf die sexualisierte Gewalt gegen Mädchen aufmerksam zu machen, ihnen Möglichkeiten zur Selbstbehauptung an die Hand zu geben und vor allem auch die Erwachsenen für den Schutz und die Prävention zu sensibilisieren. Prävention versteht TIMA e.V. auch als eine Erziehungshaltung, die Kinder und Jugendliche respektiert, sie ernst nimmt, ihre Gefühle, Rechte und Grenzen achtet und ihnen Sicherheit und Orientierung bietet.
Fachstelle mädchenstärkende Gewaltprävention. In der gewaltpräventiven Arbeit verfolgt TIMA e.V. folgende Anliegen:
- Mädchen zu stärken gegen Gewalt, indem ihre sozialen Kompetenzen gefördert und im Vertrauen auf ihre eigenen Gefühle und Wahrnehmungen gestärkt werden.
- Mädchen Handlungskompetenzen für Situationen zu vermitteln, in denen sie für ihren Schutz sorgen oder sich Hilfe holen müssen.
- Schulklassen dabei zu unterstützen, zu einem guten Miteinander zu kommen und Ausgrenzung und Schikane zu stoppen bzw. frühzeitig zu verhindern.
- Mädchen und Jungen in Schulklassen über verschiedene Aspekte des Themas „Gewalt“ zu informieren und sie zu sensibilisieren, damit sie Gleichaltrigen als Freundinnen und Freunde unterstützend zur Seite stehen können und als Betroffene über Hilfsmöglichkeiten Bescheid wissen.
- An der Verwirklichung des Kinder- und Menschenrechts auf Schutz vor Gewalt mitzuarbeiten.
Ziel der Arbeit ist es, Gewalt und sexuellen Übergriffen entgegen zu wirken, Mädchen Möglichkeiten zur Selbstbehauptung aufzuzeigen und ihre Handlungskompetenzen zu erweitern. TIMA e.V. unterstützt Mädchen bei der Gestaltung von wertschätzenden Beziehungen, sei es in Freundschaften, Liebesbeziehungen oder in Schulklassen. Eltern und Fachkräfte unterstützt TIMA e.V. durch Beratungsangebote und Fortbildungen dabei, ihrer Verantwortung für den Schutz und die Stärkung ihrer Kinder gerecht zu werden.
Beratung
Der Schwerpunkt der Arbeit von TIMA e.V. liegt im Bereich der Prävention. Dennoch werden auch Beratungsanfragen an TIMA e.V. herangetragen.
Beratung bei sexualisierter Gewalt: Sexualisierte Gewalt ist eine Gefahr, die in größerem Maße Mädchen und Frauen erleben. Zunehmend wird aber deutlich, dass auch viele Jungen von sexueller Gewalt betroffen sind oder waren und als erwachsene Männer unter den Folgen leiden. In Beratungsgesprächen erhalten Eltern und Fachkräfte Informationen zur Prävention sexualisierter Gewalt. TIMA e.V. gibt Hinweise, wie das Thema altersgerecht angesprochen werden kann und welche Medien, Bilderbücher etc. dabei unterstützend eingesetzt werden können. Eltern, deren Töchter einen sexuellen Übergriff erlebt haben, sowie die betroffenen Mädchen selber, können in einem Kurzzeitsetting in Clearing-Gesprächen herausarbeiten, welche weiteren Schritte sie gehen wollen. Eltern, die nach einem sexuellen Übergriff im Umgang mit ihrem Kind verunsichert sind, können bei TIMA e.V. Beratung bekommen. Eine langfristige Begleitung und Beratung bei Verdacht auf sexuelle Übergriffe bietet TIMA e.V. nicht an. In Vorträgen und Elternabenden werden Eltern und pädagogische Fachkräfte in der Einschätzung und im Umgang mit grenzverletzendem Verhalten informiert und sensibilisiert. TIMA e.V. gibt Orientierung und Anleitung, wie Eltern ihre Töchter und Söhne im Erziehungsalltag so stärken und unterstützen können, damit sich die Kinder gegen sexuelle Übergriffe zur Wehr setzen oder sich Hilfe bei den Erwachsenen holen können. Die Förderung des Selbstvertrauens und der Selbstsicherheit der Mädchen und Jungen steht dabei im Vordergrund.
Angebote für Schulen zur Gewaltprävention
Seit Jahren bietet TIMA e.V. in enger Kooperation mit der Fachstelle für Jungen- und Männerarbeit Pfunzkerle e.V. gewaltpräventive Projekte für Schulklassen an. Dabei hat sich das Angebotsspektrum erweitert. Mittlerweile gibt es Projektzuschnitte für unterschiedliche Zielgruppen und Themen.
Eine grundsätzliche Unterscheidung ist dabei wichtig. Es wird unterschieden in:a) Veranstaltungen im Rahmen des Schulunterrichts b) Außerschulische Veranstaltungen, z.T. in Kooperation mit Schulen
a) Veranstaltungen im Rahmen des Schulunterrichts sind so konzipiert, dass sie
- innerhalb des normalen zeitlichen Rahmens des Unterrichts stattfinden
- sich an Schulklassen richten, wobei zumindest zeitweise geschlechtergetrennt gearbeitet wird
- die Teilnahme für alle Schüler und Schülerinnen verbindlich ist von einer TIMA-Mitarbeiterin und einem PfunzKerle-Mitarbeiter angeleitet werden
Dabei entstanden folgende Projekte:
- „Starke Mädchen –Starke Jungen“ . Gewaltprävention und Förderung der Sozialkompetenz in der Grundschule
- „Anmache, Liebe, Sex und so weiter“ Prävention von sexuellen Übergriffen unter Jugendlichen
- „Sprich mit mir“. Peer Unterstützung bei häuslicher Gewalt
- „Herzklopfen –Beziehungen ohne Gewalt“ Prävention von Gewalt in jugendlichen Liebesbeziehungen
b) Außerschulische Angebote z.T. in Kooperation mit Schulen. Außerschulische Angebote können zwar in Kooperation mit Schulen stattfinden (z.B. als AG am Nachmittag), aber sie sind
- nicht Teil des regulären Schulunterrichts
- können auch klassenübergreifend sein
- die Teilnahme der Schüler und Schülerinnen ist freiwillig die Gruppen sind i.d.R. geschlechtshomogen und werden entsprechend von einer Trainerin oder einem Trainer angeleitet
- Auch bei diesen Angeboten kooperiert TIMA e.V. je nach Auftragssituation mit der Fachstelle Jungen- und Männerarbeit „PfunzKerle“.
Vorträge, Fortbildungen und sonstige Veranstaltungen für Erwachsene. Erwachsene zu informieren und zu sensibilisieren ist TIMA e.V. in der Gewaltprävention ein großes Anliegen. TIMA e.V. sieht einen wichtigen Teil der Verantwortung für den Schutz vor Gewalt in den Händen der erwachsenen Bezugspersonen von Mädchen und Jungen. In der Schulung von Eltern, Fachkräfte und anderen erwachsenen Bezugspersonen geht es darum, sie in ihrer Verantwortung für den Schutz ihrer Töchter bzw. der ihnen anvertrauten Mädchen zu stärken, sie über Gewaltdynamiken, Folgen und Möglichkeiten der Prävention zu informieren und sie in schwierigen Situationen so zu unterstützen, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden können.
Für pädagogische Fachkräfte bietet TIMA e.V. Informationen, persönliche Beratung und supervisorische Unterstützung sowie Fortbildungen zu Themenbereiche an, die die Lebenssituation von Mädchen betreffen. Dies sind insbesondere die folgenden Bereiche:
- Prävention und Beratung bei Essstörungen
- Sexualisierte Gewalt gegen Mädchen und deren Prävention
- Intervention und Prävention bei Mobbing in der Schulklasse
- Gewaltprävention und soziales Lernen
Präventions- und Beratungsstelle bei Essstörungen - Lebenshunger
Zunehmend mehr Jugendliche machen sich Sorgen um ihrer Figur und experimentieren mit Diäten. Magersucht, Bulimie und Binge Eating sind Erkrankungen, von denen besonders Mädchen und junge Frauen betroffen sind. TIMA e.V. leitet Jugendliche zu einem sorgsamen Umgang mit dem Körper an und stärkt ihre Ressourcen zur Gesunderhaltung. Durch Projekte in Schulen und ein niedrig schwelliges Beratungsangebot sorgt TIMA e.V. für frühe professionelle Unterstützung.
Lebenshunger bietet ein differenziertes Angebot zur Prävention, Beratung und Nachsorge von Essstörungen bei Mädchen und Jungen.
Betroffene Jugendliche und deren Angehörige sowie pädagogische Fachkräfte aus Stadt und Landkreis Tübingen können sich Hilfe- und Rat suchend an Lebenshunger wenden. Das spezialisierte Beratungsangebot erleichtert den betroffenen Jugendlichen, die ihre Erkrankung oftmals lange verleugnen oder verbergen wollen, den Zugang und somit den Erstkontakt im psychosozialen Versorgungsnetz.
Zu dem Angebot gehört auch das Schulprojekt „Wer bin ich? Ich bin wer!“ Ziel des Projekts ist es, Jugendliche in ihrem Selbstwert zu stärken und sie zu einem achtsamen Umgang mit dem eigenen Körper zu ermutigen. Im Mittelpunkt stehen dabei die in der Pubertät wichtigen Fragen: Was kann ich? Was macht mich aus? Wie möchte ich behandelt werden? Wie behandele ich andere? Auf wen kann ich mich verlassen? Beziehungen und die Auseinandersetzung mit dem sich verändernden Körper sind in dieser Altersgruppe besonders spannende Themen. Wir initiieren den Austausch über Schönheitsideale, eigene Werte und Normen innerhalb der Klasse: Was gefällt mir? Wie gefalle ich? Was macht mich an? Wie komme ich (r)an? Da viele Mädchen mit Diäten experimentieren und Jungen sich zunehmend perfektionistische Körperbilder aneignen, beschäftigen wir uns auch mit Fragen zu gesunder Ernährung und riskantem Essverhalten. Problem- und Stressbewältigung sind weitere Themen, die aufgegriffen werden, in der Auseinandersetzung mit der eigenen Kraft, mit Stärken, Gefühlen, Wohltuendem also den eigenen Gesundheitsressourcen.
Zudem bietet Lebenshunger
- Elternabende, Fortbildungen und Öffentlichkeitsarbeit. Um Jugendliche, die eine Essstörung entwickeln, früh zu erreichen, ist es wichtig, dass Eltern und LehrerInnen Warnzeichen rechtzeitig wahr– und ernst nehmen. Ihre Haltung spielt im Spannungsfeld zwischen einem genussvollen und entspannten Umgang mit dem Essen versus dem Wunsch nach einem schlanken (“perfekten”) Körper eine wichtige Rolle. TIMA e.V. integriert begleitend zur Arbeit mit den Jugendlichen auch ihre Bezugspersonen.
Mit folgenden Vorträgen und Fortbildungen wendet sich TIMA e.V. an die Erwachsenen:
- “Gesund durch die Pubertät –aber wie?” Gesundheitsförderung und Vorbeugung von Essstörungen
- “Nobody is perfect”. Essstörungen bei Jugendlichen vorbeugen, verstehen und überwinden
Beratung bei Essstörungen
Die Beratungsstelle hat als erste Anlaufstelle eine wichtige Clearing-Funktion im psychosozialen Versorgungsnetz. Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, erkrankte Jugendliche zur Krankheitseinsicht zu führen, zu einer Weiterbehandlung in ambulante bzw. stationäre Hilfe zu motivieren und passgenau weiterzuvermitteln.
Die Beratungsstelle bietet an:
- Telefonische Beratung und E-Mail Beratung
- Einzelberatung für betroffene Jugendliche und ihre Familien
- Beratung für Eltern, Fachberatung für LehrerInnen und PädagogInnen, die Anzeichen von Essstörungen wahrnehmen und geeignete Schritte zur Hilfe einleiten wollen.
- Beratung für Familien bei Übergewicht
- Beratung über ambulante und stationäre Therapiemöglichkeiten
- Vermittlung in Ernährungsberatung.