Methode
Wie im richtigen Leben
Dauer: 60 Minuten
Autor_in/ Organisation: DGB-Bildungswerk Thüringen e. V. / Dissens – Institut für Bildung und Forschung e. V.
Zielgruppe: Jugendliche ab 14 Jahren, Erwachsene
Material: Rollenkärtchen (siehe Download).
Lernziele/Verwendungsmöglichkeiten:
- Erfahren, wie Diskriminierungen die Entfaltungsmöglichkeiten eines Menschen beschneiden
- Die ungleiche Verteilung von Rechten und Chancen (nach Geschlechterverhältnissen, Rassismus, Alter, Diskriminierung aufgrund von Beeinträchtigung, sozioökonomischer Status, Bildungsniveau ...) und ihre Auswirkungen im Leben herausarbeiten
- Sich probeweise in die Rolle von Schwachen und Starken in der Gesellschaft hineinversetzen
- Konkurrenz zum Thema machen
Durchführungsschritte/ Instruktionen:
Die Teilnehmer_innen stellen sich nebeneinander auf. Alle erhalten ein Rollenkärtchen. In den nächsten 3 Minuten stellen sich die Teilnehmer_innen innerlich auf ihre Rollen ein. Sie können das Team fragen, wenn ihnen zur Rolle etwas nicht klar ist.
Die Moderation kündigt an, eine Reihe von Fragen zu stellen. Alle Teilnehmenden sollen nach jeder Frage überlegen, ob sie in ihrer Rolle die Frage mit „Ja“ beantworten können – dann gehen sie einen deutlichen Schritt vorwärts – oder ob sie mit „Nein“ antworten müssen – dann bleiben sie bei dieser Frage stehen. Es geht dabei um eine subjektive Einschätzung, die wichtiger ist als Wissen und sachliche Richtigkeit.
Die Leitung übernimmt nun auch eine moderierende Rolle. Bei einem mehrköpfigen Team kann eine Person die Fragen vorlesen und die andere moderieren. Bei der Moderation kommt es darauf an, die Teilnehmenden immer wieder zu fragen, warum sie einen Schritt nach vorn gegangen sind oder warum sie stehen geblieben sind. Besonders bei großen Gruppen können nicht immer alle nach jedem Schritt gefragt werden, das würde zu lange dauern. Als Orientierung sollten nach jedem Schritt durchschnittlich drei Personen gefragt werden. Bis zum vierten Schritt sollten alle Teilnehmenden mal dran kommen und, wenn sie das erste Mal sprechen, auch sagen, welche Rolle sie spielen.
Spielfragen:
Kannst du …
- eine KFZ-Haftpflichtversicherung abschließen?
- einen Urlaub in deiner Heimat verbringen?
- beim Versuch, einen Diebstahl anzuzeigen, faire Behandlung von der Polizei erwarten?
- ein Bankdarlehen zur Renovierung einer Mietwohnung bekommen?
- eine Familie planen?
- zahnärztliche Behandlung bekommen, wenn du sie möchtest?
- dich nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße sicher fühlen?
- Sympathie und Unterstützung von deiner Familie erwarten?
- 5 Jahre im Voraus planen?
- eine Lebensversicherung abschließen?
- deine_n Partner_in auf der Straße küssen?
- im örtlichen Tennisverein Mitglied werden?
- bei der nächsten Kommunalwahl wählen?
- ohne Probleme in jede Disco kommen?
- deine_n Vermieter_in um Hilfe bitten, wenn deine Nachbar_innen ständig nachts lärmen?
- Deinen Wohnort frei wählen?
- dein nächstes Kind im städtischen Kindergarten anmelden?
- offen und ohne Probleme deine Religion leben?
- davon ausgehen, dass du oder deine Kinder in der Schule nicht diskriminiert werden?
Auswertung
Nach der letzten Frage bleiben alle Teilnehmer_innen für den ersten Teil der Auswertung in ihrer Rolle an ihrem Platz:
- Wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt?
- Wie ist es, als Erste_r am Ziel zu sein? Wie ist es, immer nicht voranzukommen?
- Welche Fragen sind euch besonders im Gedächtnis geblieben?
- Bei welchen Fragen kamt ihr voran / nicht voran?
Vor dem zweiten Teil der Auswertung gibt ein kurzes, schnelles Bewegungsspiel oder einfaches „Ausschütteln“ Gelegenheit, wieder aus den Rollen herauszufinden.
Die weitere Auswertung kann in einem Stuhlkreis im Plenum oder in Kleingruppen erfolgen. Es bietet sich an, Kleingruppen danach einzuteilen, ob die Teilnehmer_innen eher vorn, in der Mitte, oder ganz hinten gestanden haben.
Nun soll die Spielerfahrung mit der Realität verglichen werden:
- Wie wurdet ihr in eurem Handeln in den jeweiligen Rollen beschränkt?
- Was habt ihr über die Lebensbedingungen von verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft erfahren? Was war euch unklar? Warum kommen Menschen voran bzw. nicht voran? (Bedeutung von Pass, rassistischer Diskriminierung, Geschlecht, Heteronormativität, Alter, Religion und sozialer Status)
- Welche Möglichkeiten zur Veränderung ihrer Situation haben die verschiedenen Gruppen? Worauf haben sie keinen Einfluss?
- Was sollte sich ändern? Was können wir ändern?
Das Team sollte die Ergebnisse der Diskussion an der Wandzeitung dokumentie-
ren
Wichtige Rahmenbedingungen:
- 6 - 16 Teilnehmer_innen
- Ein großer Raum
Bezug Intersektionalität: Es geht darum, Effekte von Verschränkungen unterschiedlicher Kategorien auszuloten und in ihren Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Menschen zu veranschaulichen. Die Methode "Wie im richtigen Leben" kann dabei auf unterschiedliche Bereiche angepasst werden und dortige Ausschlussmechanismen und Diskriminierungen thematisieren. Die Rollenkärtchen sollten dann entsprechend modifiziert werden.
Schlagworte: Mehrfachzugehörigkeit, Intersektionalität, Diskriminierung, Rassismus
PDF-Downloads:
1) Ausgangsversion des DGB-Bildungswerk Thüringen (2008): Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit, darin: "Wie im richtigen Leben", URL: https://www.baustein.dgb-bwt.de/PDF/B3-ImRichtigenLeben.pdf, Zugriff: 7.8.2023
2) Weiterentwicklung der Ausgangsversion durch Dissens – Institut für Bildung und Forschung e. V. (2008): Intersektionale Gewaltprävention, darin: "Wie im richtigen Leben", URL: https://www.dissens.de/fileadmin/dissens_home/Materialien/6_Intersektionalitaet_und_intersektionale_Paedagogik/3%20Methoden%20f%C3%BCr%20verschiedene%20Altersgruppen/isgp-wie-im-richtigen-leben.pdf, Zugriff: 7.8.2023
Einstellungsdatum: 07.08.2023
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