Methode

Ich – Ich nicht

 

Dauer: 30 bis 60 Minuten

Autor_in/ Organisation: Anti-Bias-Werkstatt e. V. / Dissens – Institut für Bildung und Forschung e. V.

Zielgruppe: Jugendliche ab 14 Jahren

Material: Zwei Flip-Charts oder zwei DIN-A3-Zettel, beschriftet mit „Ich“ und „Ich nicht“

Lernziele/Verwendungsmöglichkeiten:

Wissen

Fertigkeiten

Kompetenzen

 

Durchführungsschritte/ Instruktionen: Einführung/Hintergrundinformation "Ich – Ich nicht" arbeitet mit persönlichen Fragen, sodass es schwierig sein kann, sie zu beantworten. Betonen Sie, dass es in dieser Methode ausdrücklich erlaubt ist, zu „lügen“. Es ist wichtig, vorher eine gute Atmosphäre geschaffen zu haben.

Anleitung

  1. Als Moderator_in führen Sie "Ich – Ich nicht" als eine Übung ein, mit der es möglich ist, die Anderen besser kennenzulernen und mit der Gruppen- und Mehrfachzugehörigkeiten und thematisiert werden. 
  2. Markieren Sie die Seiten eines Raums mit "Ich" auf der einen und mit "Ich nicht" auf der anderen Seite.
  3. Die Teilnehmer_innen sollen sich entsprechend ihrer Antwort auf Fragen auf eine der beiden der Seiten stellen. Weisen Sie darauf hin, dass es in dieser Übung kein dazwischen gibt, wohl aber die Möglichkeit zu lügen.
  4. Nach einer Reihe von Fragen, die die Moderation stellt, haben die Teilnehmenden noch die Möglichkeit selbst Fragen zu stellen. 
  5. Dann beginnen Sie mit der ersten Frage (siehe Methoden-Download am Ende). Nach jeder Frage ist es wichtig einen Moment in der Konstellation, in der die Frage beantwortet worden ist, zu verweilen. Beachten Sie, wer jeweils zu der "Ich"- und der "Ich-nicht"-Gruppe gehört. Richten Sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer_innen auf die sich ändernden Zugehörigkeiten. Fragen Sie bei den Teilnehmer_innen nach, wie sich das Gefühl je nach Frage und Konstellation ändert. Unterschiedliche Zugehörigkeiten zu verschiedenen Gruppen werden deutlich.
  6. Wenn Sie als Moderation Ihre Fragen gestellt haben, bekommen die Teilnehmer_innen die Möglichkeit Fragen zu stellen. Betonen Sie, dass die Fragen in der Gruppe akzeptiert werden müssen, daher angemessen sein sollten.
  7. Es sollten insgesamt nicht zu viele Fragen gestellt werden, um bis zum Ende die Aufmerksamkeit aufrecht zu halten.

Fragen für die Auswertung

  1. Wie war es auf allein auf einer Seite zu stehen?
  2. Wie war es, in einer großen Gruppe auf einer Seite zu stehen?
  3. Was ist euch besonders aufgefallen?
  4. Was hat euch überrascht?
  5. Was war die Motivation am Ende noch selbst Fragen zu stellen? 
  6. Hatten alle Fragen für euer Leben dieselbe Bedeutung?
  7. Gibt es weitere Zugehörigkeiten, die in den Fragen gar nicht berührt worden sind, die aber eine besondere Bedeutung für euch haben? 
  8. Warum sind welche Zugehörigkeiten von Bedeutung? 
  9. Gibt es Unterschiede zwischen den individuellen und den gesellschaftlichen Bewertungen der verschiedenen Zugehörigkeiten?

Mögliche Fragen für Ich – Ich nicht:

  1. Wer hat in seiner_ihrer Kindheit ein Musikinstrument spielen gelernt? 
  2. Wer besucht regelmäßig ein Gotteshaus?
  3. Wer hat die Staatsangehörigkeit des Landes, in dem er_sie lebt?
  4. Wer hat mehr als zwei Geschwister?
  5. Wer kann seine_ihre berufliche und finanzielle Zukunft für die nächsten fünf Jahre sicher planen?
  6. Wer hatte in dem Haushalt, in dem er_sie aufgewachsen ist, mehr als 50 Bücher?
  7. Wer hat schon mal illegale Drogen konsumiert?
  8. Wer fährt jedes Jahr in den Urlaub?
  9. Wer hat schon mal leidenschaftlich einen Mann geküsst?
  10. Wer hat schon mal leidenschaftliche eine Frau geküsst?
  11. Wer singt gerne?
  12. Wer fühlt sich einer gesellschaftlich diskriminierten Gruppe zugehörig? 
  13. Wer arbeitet in dem Beruf, den er_sie gelernt hat?

Diese Fragen sind altersgerecht und je nach Kontext neu zu formulieren.

 

Wichtige Rahmenbedingungen:

Gruppengröße und -voraussetzung

Die Gruppe kann zwischen 10 und 25 Personen umfassen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre ist Voraussetzung.

Zeitpunkt zum Einsatz der Methode

Die Methode kann am zu Beginn eines Seminars/Projekts durchgeführt werden. Voraussetzung auf der Seite der Trainer_innen In dieser einfach erscheinenden Methode ist es möglich, dass sehr persönliche Statements gemacht werden. Die Moderation sollte in Lage sein damit umzugehen und sie wiederum gesellschaftlich einzuordnen, wenn es nötig erscheint.

Mögliche Schwierigkeiten: Bei der Methode muss bedacht werden, dass die Fragen sehr persönliche (und unter Umständen schmerzhafte) Erfahrungen ansprechen. Nicht mitzumachen, bei einzelnen Fragen auszusteigen sollte immer wieder als Möglichkeit mit eingebracht werden.

Bezug Intersektionalität: Mit der Methode können „simultane Positionierungen“ der einzelnen Teilnehmer_innen thematisiert werden; es werden unterschiedliche Zugehörigkeiten mit Fragen von Mehr- und Minderheitengruppen verknüpft. Es wird zugleich thematisiert, wann sich Mehr- und Mindergruppenzugehörigkeiten eigentlich gut oder weniger gut anfühlen. Subjektive Potenziale im Umgang mit (Mehrfach-)Zugehörigkeiten werden sichtbar.

Schlagworte: Mehrfachzugehörigkeit, Intersektionalität

Link / PDF-Download:

Dissens – Institut für Bildung und Forschung e. V. (o. J.): Ich – Ich nicht, in: Intersektionale Gewaltprävention, URL: https://www.dissens.de/fileadmin/dissens_home/Materialien/6_Intersektionalitaet_und_intersektionale_Paedagogik/3%20Methoden%20f%C3%BCr%20verschiedene%20Altersgruppen/isgp-ich-ich-nicht.pdf, Zugriff: 14.8.2023

Zum Download

Einstellungsdatum: 27.03.2012, aktualisiert am 14.8.2023

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