Video-Dokumentationen

Skizze 2

Wiki 2 [für Großansicht Bild anklicken]

Hier werden die Arbeitsergebnisse einer Seminargruppe (Gruppe 2) des Projektseminares 'Intersektionalität und Hypertext' dargelegt. Die Gruppe bestand aus zwei Personen (w/m).

Gruppe 2 erstellte gemeinschaftlich eine Hypertextstruktur in Form eines Wikis. Ziel war es, konventionell linear konzipierte Texte stärker in Bezug auf ihre netzwerkartige inhaltliche Struktur zu betonen und auf diese Weise intersektionale Verbindungen deutlicher beschreiben zu können (=> Projektseminar und Problem: Gewichtung der Kategorien ).

Um die Reflektion über den Arbeitsprozess anzuregen, wurden Lerntagebücher angefertigt, die im Folgenden in Ausschnitten in anonymisierter Form präsentiert werden.

Die Studierenden der Gruppe 2 beschäftigten sich zu Beginn ihrer Arbeitsphase mit technischen Aspekten. So entschieden sie sich, selbstständig nach einer für ihre Anforderungen geeigneten Wikiausführung zu suchen und wählten ein Media-Wiki aus. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase in die technischen Details widmeten sie sich ausführlich den inhaltlichen Aspekten. Als Startseite verfassten sie eine Begriffsdefinition von 'Whiteness'. Dabei standen auch strategisch-konzeptionelle Überlegungen zur Debatte, die beim Lesen der Hypertextumgebung für die User_innen des Wikis wichtige Anhaltspunkte liefern würden:

"Da wir als Hauptthema des Textes [(Walgenbach 2006)] die Kategorie 'Whiteness' sahen, setzten wir dieses Thema mit einer Darstellung der Aufgabe als erste Seite [...] [;] unsere Kriterien der Auswahl waren hierbei, dass die Startseite einen guten Ausgangspunkt für Lesende darstellen sollte, also möglichst viele Verlinkungen aufweisen sollte."

Indem die Studierenden an der Hypertextstruktur Abschnitt für Abschnitt arbeiteten, setzten sie sich mit der Verwobenheit und dem Umfang der von ihnen anvisierten Netzwerkumgebung auseinander:

Es "wurde uns die Tragweite bewusst, wie viel [...] an Wissen vorausgesetzt werden muss bzw. wie viel [...] ebenfalls erläutert werden muss, um ein Verständnis erwarten zu können."

"Durch die zahlreichen [...] Verlinkungen wird deutlich, wie komplex die hegemonialen Verhältnisse und Ungleichheitskategorien in ihren vielfältigen Verknüpfungen sind."

Die Studierenden beschrieben dabei in der Rückschau eine Fluidität des Schaffensprozesses, die sowohl die Netzwerkstruktur als unabgeschlossenes Geschehen als auch das Denken und Reflektieren der Textproduzent_innen als Entwicklung benennt:

"Die Erarbeitung eines [...] Wikis kann nur prozesshaft [...] [angelegt werden. Ein Wiki] kann [...] nie ganz abgeschlossen sein, zumal sich die Erkenntnisse ebenfalls noch im Prozess begreifen und veränderbar sind."

Hypertextstrukturen wurden außerdem aufgrund ihrer netzwerkartigen Konzeptionalisierung als besonders geeignet für die Darstellung intersektionaler Zusammenhänge erachtet:

"Ich denke, durch Hypertextstruktur kann die Thematik viel besser multiperspektivisch dargestellt werden, was durch eine lineare Struktur nur schwerlich möglich ist."

Die Reflektion über das eigene Eingebundensein in gesellschaftliche, machtförmige Strukturen ermöglichte es den Studierenden dieser Arbeitsgruppe, die Allgemeingültigkeit hegemonialer Diskurse zu hinterfragen und sich aktiv gegen Zuschreibungen und Verweisungen zu positionieren:

"Auch die eigene Eingebundenheit in gesellschaftliche Diskurse und Normierungen ist mir erschreckend bewusst geworden; wenn eigentlich alles, woran mensch glaubt [...], sich als Konstruktion entpuppt, wird einem die eigene Kategorisierung von Menschen vor Augen geführt. Ich denke, das ist einer der wichtigsten Aspekte, um intersektionale Forschung betreiben zu können: die [...] Selbstreflexion eigener Denkens- und Verhaltensmuster im alltäglichen Umgang [...] [;] Strukturen [...] zu erkennen, um dagegen agieren zu können und [um] ihre Reproduktion vermeiden zu können."

"Selbstreflexion ist [...] nötig, um sich der eigenen Befangenheit im hegemonialen Gefüge bewusst zu werden und sich daraus zu lösen."

Die Studierenden beschäftigten sich anschließend mit den Möglichkeiten der Raumschaffung für Andere Subjektpositionen, ohne die Reflektion über die eigene Subjektivation in hegemonialen Diskursen zu vernachlässigen:

"Performative Überschreitungen [...] können Irritation erzeugen und einen Reflexionsprozess anregen. Ich denke, mensch sollte sich dabei nie dem Glauben hingeben, nun nicht mehr nach gesellschaftlichen Normierungen und Zuschreibungen zu agieren."